Bergwerk

[495] Bergwerk, eine Anstalt, wo Mineralien aus der Erde gefördert und zugute gemacht werden; Stellen zu B.en sind nur wenig in den jüngeren Gebirgsarten, hauptsächlich aber in den sogenannten Urgebirgen und Uebergangsgebirgen; auch im angeschwemmten Boden der Thäler wird viel Metall gewonnen (Seifenwerke). Die Gewinnung der Metalle aus dem Bergwerke, nebst dem Verfahren sie für den Gebrauch nutzbar zu machen, bildet die Bergwerkskunde oder Bergbauwissenschaft, eine sehr zusammengesetzte Wissenschaft, welche Geologie und Mineralogie, Baukunst, Mechanik, Chemie, Hydrostatik, Markscheidekunst u. reine Mathematik in allen ihren Formen in Anspruch nimmt, und so bildet auch der praktische Bergbau eine aus mannigfachen Zweigen zusammengesetzte Industrie. Ueber die einzelnen Zweige der Bergbauwissenschaft, vergl. Aufbereitung, Grubenbau, Hüttenkunde, Salzwerke. – Der Bergbau ist uralt; soweit die Geschichte zurückgeht, finden wir denselben, aber er war sehr unvollkommen, ein sogenannter Raubbau und die B.e der Alten drangen nie tief unter die Oberfläche. Im Mittelalter wurde der Bergbau in Deutschland am besten und meisten betrieben, nächstdem in Schweden. Einen großen Fortschritt machte er durch die Anwendung des Pulvers statt der Faustarbeit. Die neuere Zeit, mit der Erfindung der Dampfmaschine, den ungeheueren Fortschritten der Technik, wodurch den Alten unbesiegliche Grubenwasser bewältigt werden, der wunderähnlichen Ausbildung der Chemie, hat dem Bergbau einen riesenmäßigen Aufschwung gegeben, und die Deutschen behaupten in der Bergbauwissenschaft unbestritten den ersten Rang.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 495.
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