Hrabanus Maurus

[355] Hrabanus Maurus, ein Vater des deutschen Schul- u. Gelehrtenwesens, wurde zwischen 774–776 zu Mainz aus der Familie der Magnentier geb., Mönch in Fulda (s. d. Art.), 801 Diakon, alsdann Schüler des Alcuin in Tours, Lehrer und 810 Vorstand der Klosterschule von Fulda, 822 Abt, als welcher er vortrefflich wirkte, ohne seine Unterrichtsstunden oder seine Schriftstellerei aufzugeben. Als ein Anhänger des Kaisers Lothar mußte H. M. nach der Schlacht bei Fontenoy 842 die Abtswürde aufgeben und lebte meist außerhalb Fulda, doch 847 wurde er Erzbischof von Mainz und wirkte bis zu seinem Tode 856 so eingreifend, daß sein Andenken beim Volke seiner Diöcese bis zur Stunde noch nicht erloschen sein soll. Er hat Außerordentliches für die Ausbildung und Verbreitung der deutschen Sprache geleistet, welcher wie in Prüm so auch zu Fulda bereits eigene Unterrichtsstunden gewidmet wurden, führte das Griechische in die Klosterschulen ein und ist als Mitbegründer der deutschen Scholastik zu betrachten, indem er auch die Dialectik in seinen Unterrichtsplan aufnahm. Unter vielen ausgezeichneten Schülern nennen wir nur den Walafried Strabo und Otfried von Weißenburg; unter zahlreichen Schriften nur de institutione clericorum, das Zwiegespräch de computo (über Zeitrechnung), das Martyrologium, endlich »de univero«, nicht mit Unrecht eine »Universal-Encyklopädie der damaligen Zeitbegriffe« genannt; neben den biblischen Commentaren möchte das lat.-deutsche Glossarium über die Bibel (abgedruckt in Schilters Thesaurus u. Eckards Commentarius de rebus Franciae) das merkwürdigste sein. Unvollständ. Gesammtausgabe von Colvonerius, Propst zu Douay, Köln 1627. Vgl. F. Kunstmanns »Rhabanus Magnentius Maurus«, Mainz 1841.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 355.
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