Neuenburg

[320] Neuenburg, Neufchâtel, schweiz. Canton zwischen Bern, Freiburg, Waadt und Frankreich, etwas über 13 QM. groß mit 73000 französisch redenden reformirten E., besteht aus Jurathälern, ist aber fast überall für den Ackerbau geeignet u. erzeugt an dem Südabhange des Gebirgs trefflichen Wein; die Viehzucht ist von Bedeutung. die Industrie großartig und liefert vorzüglich Uhren, Spitzen, Kattun-, Gold- und Silberwaaren. Die Hauptstadt N., am N. er See (derselbe ist 1340' über dem Meere, 82/3 St. lang, 13/4 St. breit, bis 400' tief) und dem Bergbache Seyon, hat 8500 E., großes Gemeindevermögen (Purys Stiftungen von 3 Mill. Fr.), sehr reiche Private. lebhaften Gewerbsfleiß und Industrie. – N. hatte seine eigenen Grafen, kam 1503 durch Erbschaft an das Haus Longueville, 1707 an Preußen; 1806 erhielt es Berthier, 1814 kam es mit einigen Vergrößerungen als Fürstenthum an Preußen zurück und wurde zugleich schweiz. Kanton. Die Verfassung war landständisch mit Vorrechten der alten städtischen Gemeinden und des Besitzes. Seit 1830 hatte sich eine republikanische Partei gebildet, die bei ihren ersten Aufstandsversuchen scheiterte, 1848 aber im Febr. die Oberhand gewann und das Fürstenthum in eine demokratische Republik verwandelte, welche von der Schweiz in den Bund aufgenommen wurde. Der König von Preußen hat indessen seinen Ansprüchen nicht entsagt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 320.
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