Paul [2]

[475] Paul, Name von 5 Päpsten. P. I., der heilige, reg. 757–767, stützte sich gleich seinem Vorgänger Stephan III. gegenüber den Langobarden u. Griechen auf den Frankenkönig Pipin. Aechtheit der hinterlassenen Briefe angefochten. – P. II., Pietro Barbi, ein Venetianer und Neffe Eugens IV., geb. um 1416, wurde 1464 Papst, nachdem er eine Wahlcapitulation des Cardinalcollegiums hatte unterzeichnen müssen, die jedoch ohne Folgen war, bannte den Podiebrad von Böhmen, st. 1471, als ihm der Regensburger Reichstag gerade namhafte Hilfe für den Türkenkrieg zugesagt hatte. Ueber den Charakter die ses Papstes sind die widersprechendsten Schilderungen (Platina, Quirini u.a.) vorhanden, sicher bleibt, daß er sich sehr viele Feinde machte. – P. III., Alexander Farnese, geb. 1467 zu Rom, Papst 1534–49. Er bannte Heinrich VIII. von England, bestätigte den Jesuitenorden, förderte die Missionen desselben, namentlich auch die in andere Erdtheile, erregte Mißtrauen durch Verlegungen des längst ersehnten allgemeinen Conciles, das er jedoch zu Trient eröffnete. Seine Entschiedenheit gegen die Protestanten forderte den glühendsten Haß derselben heraus, so daß sie ihn aller möglichen Schandthaten bezüchtigten. Ganz frei von Flecken war übrigens P. III. keineswegs, er büßte namentlich durch Unglück in seiner Familie dafür. Rom (Erbauung des Palastes Farnese) und die Gelehrsamkeit verdanken ihm manches. – P. IV., Joh. Peter Caraffa, geb. 1476, ein Stifter u. der erste Superior des Theatinerordens, streng gegen sich u. andere, wurde 1555 zum Schrecken der Römer Papst. Zeigte in politischen Angelegenheiten sowie gegen die Ketzer gewaltige Energie, anerkannte den Augsburger Religionsfrieden nicht, setzte die Erhebung Irlands zum Königreich durch, sprach Elisabeth von England alles Recht auf die Krone ab, rief den Index ins Leben, stiftete neue Bisthümer in den Niederlanden und st. 1559 mit Hinterlassung mehrer Schriften. – P. V., Camillo Borghese, 1605 durch einmüthige Wahl Nachfolger Leoʼs XI., hatte mit der Republik Venedig einen schweren [475] Kirchenstreit (Paul Sarpi), in Folge dessen die Jesuiten für ewig aus Venedig verbannt wurden, mußte sich aber 1607 zu einem Vergleiche herbeilassen, zumal außer Spanien kein Hof entschieden auf Seite des Papstes stand; setzte die Annahme des Tridentinums in Frankreich durch, förderte wissenschaftliches Leben namentlich bei den Mönchsorden und sprach Ignaz von Loyola und Karl Borromäus heilig; st. 1621.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 475-476.
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