Pius

[552] Pius (lat. = der Fromme), Name von 9 Päpsten. – P. I., gebürtig aus Aquileja, ein Bruder des Hermas (s.d.) und Zeitgenosse des Justin, Papst 142–157, benützte die Ruhe unter Antoninus P., um energisch gegen die Gnostiker Marcion u. Valentin aufzutreten. Schriften wahrscheinlich unächt, jedenfalls unbedeutend. Gedächtnißtag 11. Juli. – P. II., Aeneas Sylvius aus dem Geschlechte der Piccolomini von Siena, einer der geistreichsten Männer seines Jahrhunderts, wurde geb. 1405 auf dem väterlichen Landgütchen zu Corsignano und zum Landwirth herangezogen, studierte vom 18. Jahr an zu Siena und bildete sich zum Juristen aus, folgte dem Cardinal Capranica als Sekretär zum Baselerconcil, schwang sich zum einflußreichen Mitgliede des Concils empor u. half als Gegner Eugens IV. dem Gegenpapst Felix V. (s. Felix), dessen Sekretär er wurde. Kaiser Friedrich III. lernte Aeneas 1442 kennen u. bald war dieser sein vertrautester Rath, da seine scharfsinnige Klugheit und sein Vermittlertalent die schwierigsten Angelegenheiten zu entwirren verstand. Alsgemach wurde Aeneas aus einem Gegner Eugens IV. gleich Cusa u.a. ein Anhänger desselben. Durch Aeneas zumeist kamen 1446 die Fürstenconcordate zu Stande u. die Deutschen zum Gehorsam gegen Eugen IV. Nachdem er jetzt erst die Priesterweihe bekommen, ward er Bischof von Triest, bald von Siena und aus seiner Feder floß der Entwurf zum Aschaffenburger Concordat (s. Concordat). Kaum zum Cardinal ernannt, wurde Aeneas 1458 Papst. Jetzt machte er sich die Wiedereroberung Konstantinopels aus den Händen der Türken zur Lebensaufgabe, sammelte wirklich ein Heer und eine Flotte und war im Begriffe, sich persönlich an die Spitze des Kreuzzuges zu stellen, st. aber vor der Abfahrt 1464 zu Ancona. Die Mißgriffe seiner früheren Jahre hat P. II. 1463 in der Bulla retractionum öffentlich u. feierlich widerrufen, der zum Unfug [552] ausgearteten Berufung auf ein künftiges allgemeines Concil gesteuert. Er hinterließ höchst interessante Schriften über das Baselerconcil, eine umfassende Beschreibung der Zustände des deutschen Reiches zu seiner Zeit, eine Geschichte seiner Zeit, des Kaisers Friedrichs III. u.a.m., namentlich auch 432 Briefe. Daß bei seinem Parteiwechsel P. II. Charakter von den Lebensbeschreibern noch heute sehr verschieden beurtheilt wird, versteht sich von selbst. Neueste Schriften über P. II. von Nik. Beets (Harl. 1839), Hagenbach (Basel 1840) u. Ch. Verdière (Paris 1843). – P. III., ein Neffe des Vorigen und anerkannt frommer Mann, wurde 1503 Papst, st. aber schon 26 Tage nach seiner Wahl. – P. IV., Sohn eines Zolleinnehmers in Mailand, regierte 1559–65 vortrefflich, namentlich erneuerte u. schloß er das Tridentinerconcil. – P. V., Michael Ghisleri, 1504 im Dorfe Bosca bei Alexandrien von armen Leuten geboren, wurde Dominikaner, 1557 Cardinal und Generalinquisitor, 1566 namentlich auf den Vorschlag des Karl von Borromeo Papst. Er bewies bedeutende Energie gegen den Protestantismus, bedrohte Kaiser Max II., falls er dem Protestantismus volle Freiheit ließe, suchte die Maria Stuart vergeblich zu retten, hatte Antheil am Seesiege von Lepanto, st. 1572 und wurde 1712 heilig gesprochen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 552-553.
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