Säule

[14] Säule und Säulenordnungen. S. heißt in der Baukunst eine frei und senkrecht stehende, runde und nach oben [14] sich etwas verjüngende Stütze, die neben ihrem Hauptzwecke des Tragens hauptsächlich auch als Mittel der Verschönerung dient. Die antike S., wie sie auch die neuere Baukunst wieder in Anwendung bringt, besteht aus 3 wesentlichen Theilen: dem Fuß oder der Basis, d.h. einem ebenen Untersatz mit einem oder mehreren runden Gliedern; dem Schaft, als dem mittlern, längsten und Haupttheil der S.; endlich dem Knauf od. Capitäl. womit die S. sich schließt u. mit dem Gebälk nach oben sich verbindet. Mit dem untern Ende (dem Fuße) steht die S. auf dem Piedestal od. dem S.nstuhl, mit dem obern (dem Knauf) trägt sie den Haupt- od. Unterbalken (Architrav) mit dem Fries und Karnies. Nach der besondern Construction dieser einzelnen Theile erhalten die S.n bestimmte charakteristische Gestalten, worauf sich die verschiedenen S.nordnungen gründen, deren man gewöhnlich fünf unterscheidet: 1) die dorische S.nordnung, durch Kraft und einfache Schönheit charakterisirt, ohne feinere Verzierungen: der Schaft mit 20 flacheren Cannelüren; das Capitäl wulstförmig, der Architrav glatt, der Fries mit Dreischlitzen (Triglyphen) verziert, welche zwei prismatische Vertiefungen (Metopen) auf den Seiten haben. 2) Die jonische Ordnung, schlanker, mit dem Charakter des Leichten, Zierlichen und Anmuthigen; der Schaft mit 24 tiefen Cannelüren; das Capitäl mit 2 Schnecken auf 2 Seiten verziert; der Hauptbalken in 3 Streifen getheilt, der Fries häufig mit Bildhauerarbeit, der Karnies mit kleinen vorspringenden Theilen (Zahnschnitte). 3) Die korinthische Ordnung, vereinigt Pracht u. Anmuth; der Schaft wie bei der jonischen cannelirt; das Capitäl groß mit viereckigem Deckel u. 2 Reihen von sich krümmenden Blättern u. dazwischen liegenden Stielen, außerdem die Schnecken und am Gebälke die Verzierungen der jonischen S. 4) Die toscanische Ordnung, auch rustica genannt, einfach u. stark in ihren Gliedern, mit dickem Schaft. 5) Die römische Ordnung, aus der korinthischen u. jonischen zusammengesetzt, daher auch composita genannt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 14-15.
Lizenz:
Faksimiles:
14 | 15
Kategorien: