Schröder [1]

[124] Schröder, Friedr. Ludw., ein in komischen u. tragischen Rollen ausgezeichneter Schauspieler, auch beliebter Schauspieldichter, geb. 1744 zu Schwerin, betrat die Bühne bereits als 3jähr. Kind zu Petersburg, wurde später von seinen als Komödianten herumziehenden Eltern im Stiche gelassen und verlebte traurige Jahre, bildete sich seit 1759 in Solothurn zum Schauspieler u. Tänzer aus u. machte seinen ersten schriftstellerischen Versuch mit der Uebersetzung eines frz. Lustspieles, wurde 1764 zu Hamburg Balletmeister und der trefflichste Schauspieler der Ackermann'schen Gesellschaft, 1771 Director des Hamburger Theaters, das durch ihn außerordentlich berühmt u. einflußreich wurde; st. 1816. S. war es, der junge Talente weckte, lediglich den Anforderungen des guten Geschmacks zu gehorchen strebte, durch die früheste Aufführung der Stücke Shakesspeare's besonders umgestaltend wirkte, als König Lear, Fallstaff, Shyllock u.s.w. den Ruf des tüchtigsten Schauspielers seiner Zeit rechtfertigte; [124] nicht zu vergessen ist, daß durch ihn der verachtete Schauspielerstand zu Ehren kam, weil er als Director streng auf Ordnung, Anstand und sittliches Betragen hielt u. selber mit gutem Beispiele voranging. Als Dichter war S. etwa von 1785 an durch eigene Stücke (der Vetter aus Lissabon, der vernünftige Narr, Stille Wasser sind tief u.s.w.) und durch Bearbeitung fremder ein Begründer des den Engländern und Franzosen nachgebildeten bürgerlichen od. Familienschauspiels in Deutschland. Werke hrsggb. von Bülow, mit einer Einleitung von Tieck, Berlin 1831, 4 Bde.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 124-125.
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