Seelenheilkunde

[169] Seelenheilkunde, Psychiatrie, die Wissenschaft von den Ursachen und den Heilmethoden der Geisteskrankheiten. Diese werden gewöhnlich unterschieden als: Blödsinn, Verrücktheit u. Aberwitz, insofern die Störungen den Verstand, als Wahn- und Trübsinn, sofern sie das Gefühl, als Tollheit und Tobsucht, Willenlosigkeit, sofern sie das Willensvermögen betreffen, indessen ist es wohl sehr selten, daß nur eines der Seelenvermögen gestört wäre. Die Ursachen sind entweder körperliche: angeborne organische Fehler, Ausschweifungen im Trunke, der physischen Liebe, übermäßige Anstrengung, Zerrüttung des Gehirns, Nerven- u. Gangliensystems durch Krankheiten oder Verletzungen; oder geistige: die Leidenschaften der Liebe, des Zorns, der Furcht, des Stolzes etc., das Hingeben an das Spiel der Phantasie; Gewissensbisse, Aber- u. Unglauben. Die S. muß die Mittel anwenden, um diese Ursachen der Seelenkrankheiten zu heben, man kann also kein eigentlich es System der S. ausstellen. Vgl. Irrenhäuser. Verdienste um die S. erwarben sich: Chiarugi, Gualandi, Pinel, Esquirol, Pariset, Arnold, Crichton, Cox, Whrigt, Weickart, Horn, Nasse, Heinroth. Neueste Schriften von Heinroth, Friedrich, Griesinger, Kieser.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 169.
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