Agnus castus sive Vitex

Agnus Castus.
Agnus Castus.

[24] Agnus castus sive Vitex

Agnus castus, Gesn. Hort.

Agnus sive Vitex, Bellon.

Salix amerina, Matth.

Vitex, Trag. Dod.

Vitex foliis angustioribus Cannabis modo dissitis, C.B. Pit. Tournef.

Elæagnon Theophrasti, Ad. Lob.

Agnus folio non serrato, J.B.

Vitex latiore folio serrato, Lob. Icon.

teutsch, Keuschlamm, Schafmüllen.

Das ist ein kleiner Strauch, der einen Hauffen langer schwancker Aeste treibt, die sich wol beugen, aber nicht so leicht zerbrechen lassen, und mit einer aschgrauen Schale bedecket sind. Seine Blätter sind lang und schmal, spitzig und rauch, stehen gleich als wie die Blätter an dem Hanffe. Die Blüten, welche Aehrenweise stehen, sind röthlicht. Der Samen ist schier gantz rund, grau und wie Pfefferkörner groß, hat einen scharffen und würtzhaftigen Geschmack. Frantzösisch wird er Petit Poivre oder Poivre sauvage, das heist auf teutsch kleiner oder wilder Pfeffer, genennet. Er wächst an rauhen Orten, an[24] den Ufern der Flüsse und der Bäche, in warmen Landen. Er führet viel Saltz und Oel, aber wenig Feuchtigkeit.

Agnus castus wird er genannt, weil, wie man vorgeben will, er die Venushitze stillen soll. Sein Kraut, die Blüte, und insonderheit den Samen, gebraucht man zum zertheilen, den Harn und die monatliche Reinigung zu befördern und zu treiben; der Miltz-Verhärtung abzuhelffen, und die Winde auszujagen. Er wird gestossen gebraucht, oder auch in einem Trancke, ingleichen äusserlich aufgeleget.

Vitex kommt von vieo, das heist so viel als flecto, ich beuge, weil dieses Gewächse solche Aeste oder Zweige hat, die sich als wie die Weiden beugen lassen.

Salix amerina, weil seine Blätter einiger massen wie das Weidenlaub aussehen.

Lygus wird es auch genannt: das kommt von λύω, solvo, ich gebe nach, und duco, ich führe, weil seine Zweige sich beugen und drehen lassen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 24-25.
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