Bündelpfeiler

[385] Bündelpfeiler, auch Säulenbündel genannt, sind die aus mehren Säulen gebildeten Pfeiler der mittelalterlichen Baukunst.

Der romanische Stil hat keine charakteristischen Bündelpfeiler, sie entwickeln sich aus dem Viereck und haben Halbsäulen vorgelegt. Dagegen zeigt der spätromanische Baustil (Fig. 1) die Anfänge dieser Bildung in folgerichtiger Entwicklung aus den romanischen Pfeilern. Die Pfeiler der gotischen Bauweise besitzen einen kreisförmigen Kern, an dem stärkere und schwächere Dreiviertelsäulen, Dienste genannt, angewachsen erscheinen. Zum Tragen der Gewölberippen sind bei einem gotischen Gewölbe mindestens acht Dienste erforderlich und zwar vier zum [385] Tragen der Längs- und Querrippen, und diese sind kräftiger gebildet (alte Dienste) und vier zum Tragen der Kreuzrippen, die schwächer gestaltet sind (junge Dienste). Es kommen aber auch Bündelpfeiler von einer noch größeren Anzahl von Säulchen vor. Der kreisrunde Kern erhielt in der späteren Zeit zwischen den Diensten tiefe Auskehlungen und dadurch entstand die charakteristische Gestalt der gotischen Bündelpfeiler (Fig. 2). Jeder der Dienste hat seinen eignen polygon gebildeten Sockel; sämtliche Bauglieder werden schließlich von einem gemeinschaftlichen Sockel aufgenommen. Die Kreisform der Dienste mußte in der Spätzeit einer birnförmigen Gestalt weichen, wodurch die Formen des Pfeilers noch bewegter erscheinen.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 385-386.
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