Farbendruck [1]

[613] Farbendruck, eigentlich jeder in den verschiedenen Drucktechniken nicht in Schwarz ausgeführte pigmentierte Druck; im engeren Sinne jedoch nur die Herstellung von polychromen Abdrücken. Hiebei ist zwischen dem Akzidenz- und dem Bilderfarbendruck grundsätzlich zu unterscheiden. Der erstere bezweckt nur, eine beliebige Druckforte willkürlich bunter zu gestalten, der letztere die möglichst getreue Reproduktion eines farbigen Originales. Die Herstellung von Akzidenzmehrfarbendrucken erfolgt fast ausschließlich mittels Buchdruck oder Lithographie, welche beiden Verfahren auch vornehmlich zur Massenproduktion von Bilderdrucken dienen, während bei Kunstblättern auch noch andre Drucktechniken sowie Kombinationen der verschiedenen Methoden herangezogen werden. Je nach der Herstellungsart spricht man von Buntdruck- oder Chromotypographie, Chromotypie, Chromolithographie, Chromoalgraphie, Farbenlichtdruck, Farbenheliogravüre, Kombinationsdruck u.s.w., ferner werden im Gegensatze zu den meisten Verfahren, bei denen die Farben einzeln hintereinander gedruckt werden, sogenannte synchrone Farbendruckmethoden unterschieden, die ein polychromes Bild mit einem einzigen Abdruck ergeben.

Zur Anfertigung von mehrfarbigen Drucken muß in der überwiegenden Mehrzahl der Techniken für jede Farbe eine eigene Druckform geschaffen werden, was z.B. bei Sätzen durch Zerlegung in mehrere Paßformen erfolgt. Für die Bildreproduktion wird die Farbenauslösung entweder auf zeichnerischem Wege (z.B. Holzschneidekunst, Chromozinkotypie, Chromolithographie, Tondruck, s.d.) oder auf photographischem mit Hilfe von Selektionsfiltern und Sensibilisatoren (s. Drei- und Vierfarbendruck) vorgenommen. Die Herstellung der Farbenteilplatten durch den Zeichner erfordert eine außerordentliche Sicherheit in der Beherrschung[613] der jeweils herangezogenen Technik und klares Erkennen der nötigen Farbenkomponenten in allen Details. Je geschickter diese Arbeit vorgenommen wird, mit umso weniger Farbenplatten kann das Auslangen gefunden werden. Der Farbendruck selbst erheischt wieder von seiten des Druckers besondere Anforderungen. Er muß auch bei schwierig zu kontrollierenden Nuancen die richtige Stärke genau einhalten, die Eigenschaften der Farben in bezug auf ihre Beständigkeit, ihr chemisches Verhalten, Lasur- oder Deckvermögen kennen, die vielen Faktoren, von denen das absolut nötige Passen abhängt, stets aufmerksam beachten und schließlich alle Mängel zu vermeiden wissen, die durch Temperatureinflüsse, Feuchtigkeitsunterschiede, ungeeignetes Papier u.s.w. verursacht werden können. – Kunstreproduktionen nach sehr tonreichen Stimmungsbildern werden heute zumeist entweder auf rein photomechanische (Drei- und Vierfarbenlichtdruck, Dreifarbenheliogravüre z.B.) oder in der Weise angefertigt, daß die Farbendarstellung chromolithographisch (chromoalgraphisch) vorgenommen wird und eine Lichtdruck- oder Helogravüreplatte die seine Zeichnung und die Faksimilität erzeugt; solche graphische Erzeugnisse nennt man Kombinationsdrucke. Derartige Drucke werden auch erzielt durch Vereinigung von Heliogravüre und Dreifarbenlichtdruck, Photoalgraphie oder Autotypie und Steindruck u.s.w. – Unter den synchronen Farbendruckverfahren (s.a. Blockdruck, Congrevedruck, Orloffdruck und Synchromie) hat mit Rücksicht auf die künstlerische Qualität eigentlich nur der Farbenkupferdruck Bedeutung, bei dem die Druckplatte gleichsam gemalt und so mit einem einzigen Abdruck ein vielfarbiges Bild erhalten wird. Aber seiner Kostspieligkeit wegen kann er nur für die Herstellung von Blättern für Kunstliebhaber verwendet werden. – Unter den Farbendrucken rangieren auch der Bronzedruck, Irisdruck und Tondruck (s.d.) – Farbendruck kann fast auf sämtlichen im Gebrauch befindlichen Druckmaschinen hergestellt werden; jedoch gibt es auch eine große Reihe von Spezialmaschinen, so insbesondere für den Orloffdruck (s.d.), den Zeitungsfarbendruck und in neuerer Zeit für den autotypischen Vierfarbendruck (Lambertsche Schnellpresse.)


Literatur: Perwolf, E., Die Farbendruckerzeugung, Wien 1878; Fritz, G., Ueber theoretische und praktische Farbenlehre für die graphischen Künste, Wien 1891; Ders., Farbendruckbilder, Wien 1901; Müller, J., und Dethleffs, M., Praktischer Leitfaden für Buntdruck, Berlin 1900; Earhart, J.F., The Color Printer, Cincinnati, Ohio 1892.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 613-614.
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