Materialverteilung

[333] Materialverteilung (Stoßschema), eine zeichnerische Darstellung der Länge und der Anordnung, die man den einzelnen Stäben der Gurtung eines Fachwerks oder eines Vollwandträgers gibt.

Sie dient dazu, im Anschluß an die Kurve der Gurtungskräfte die Länge der einzelnen Stäbe einer Gurtung festzustellen, und gestattet zugleich, deren Stöße und Stoßdeckungen einzuzeichnen und damit ein übersichtliches Bild von der Verteilung des Materials herzustellen. – Untenstehende Figur zeigt die Materialverteilung für die Gurtungen eines eisernen Fachwerks mit Zugdiagonalen und Druckvertikalen. Die beiden stark ausgezogenen Staffellinien geben den Materialbedarf an (vgl. Parallelträger). Die schwach ausgezogenen Linien stellen die Verteilung des Eisens dar. Um die Höhe der Streifen zu erhalten, die die einzelnen Eisenstäbe darstellen, multipliziert man deren Querschnittsflächen (eventuell unter Abzug der Nietlöcher) mit der betreffenden zulässigen Inanspruchnahme und trägt das Produkt in demselben Maßstabe, in dem die Gurtungskräfte gezeichnet sind, auf. Decklaschen für das Siebblech und Deckwinkel werden über die zu deckenden Teile gelegt und schraffiert bezw. dunkler bemalt. Deckeisen für Kopfplattenstöße werden oberhalb bezw. unterhalb der letzten Kopfplatte gezeichnet. In der Regel werden auch die Längen der einzelnen Stäbe eingeschrieben. Bei Fachwerken mit gekrümmter Gurtung und bei Bogengurtungen werden die Streifen gewöhnlich ebenfalls in gekrümmter Richtung gezeichnet. – Auch für die Streben der Fachwerk – und Bogenträger lassen sich übersichtliche graphische Darstellungen anfertigen, doch ist deren Vorteil nicht so in die Augen springend wie bei den Gurtungen.

Bei Blechträgern trägt man ebenfalls die den einzelnen Platten und Winkeleisen entsprechenden Kräfte auf, rechnet jedoch, gestützt auf die Annäherungsformel W = h(F1 + 1/6F2), worin W das Widerstandsmoment, h die Schwerpunktsentfernung von Kopf und Fuß, F1 die Kopf- bezw. Fußfläche und F2 die Stegfläche bedeuten, die Stegfläche nur zu einem Sechstel.

Eine solche Materialverteilung kann auch als Numerierungsplan benutzt werden, nach welchem die einzelnen Stücke durch beigesetzte Buchstaben und Zahlen, welche dann auch auf die Eisenteile geschrieben werden, in einer jede Verwechslung bei der Montage ausschließenden Weise zu bezeichnen sind. Die Materiallifte ist ein genauer Auszug der einzelnen Konstruktionsteile, wobei gleiche Stücke unter einer Positionsnummer geführt werden. Die Liste, welche zum Zwecke der Materialbeschaffung aufgestellt wird, hat neben den genauen Maßen auch die für die Anlieferung geltenden zu enthalten; letztere sind je nach dem Grade der erforderlichen Bearbeitung um einige Millimeter größer zu nehmen. Der Materialauszug wird dann noch durch die Nietliste ergänzt. Letztere enthält Stückzahl, Durchmesser und Länge der Nietschäfte. Bei Bemessung der letzteren ist auf die zur Bildung des Schließkopfes erforderliche Zuschlaglänge Rücksicht zu nehmen.


Literatur: Winkler, Die Gitterträger und Lager gerader Träger, Wien 1875.

Melan.

Materialverteilung
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 333.
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