Tragfedern

[596] Tragfedern bei Fuhrwerken, die bei der Fahrt – auf Straßen oder Eisenbahnen – mehr oder minder heftigen, lotrecht gerichteten Stößen ausgesetzt sind, werden aus Stahl oder Kautschuk hergestellt.

Tragfedern aus Stahl bildet man zumeist als Körper von tunlichst gleichem Widerstand aus mehreren aufeinander gelegten Federblättern in einfacher (Fig. 1) oder doppelter Anordnung (Fig. 2). – Blattfedern. Zur Verhinderung gegenseitiger Verschiebung der Federblätter werden diese durch einen in deren Mitte hindurchgehenden Stift miteinander verbunden und erhalten überdies oben eine Rippe, unten eine Nute; die Mitte der Tragfeder wird durch ein sämtliche Blätter umfassendes, warm aufgezogenes Schmiedestück – Federbund oder Federhügel – zusammengehalten. Die Blattfedern erhalten eine derartige Sprengung nach aufwärts, daß sie durch die größte zulässige Belastung geradegerichtet werden. Für die Probebelastung wird gewöhnlich die 15fache ruhende Belastung angenommen. Bei Lokomotiven werden die Tragfedern zur Ausgleichung der Stöße und zur besseren Lastverteilung durch Balanciers oder Winkelhebel verbunden (s. Lokomotive). Länge der Federn[596] 750–1100 mm, Breite 90 mm, Stärke 13 mm, Pfeil 10 mm (Normalien der preußischen Staatsbahnen). Personen- und Güterwagen, mit Ausnahme der nur in Arbeitszügen laufenden Wagen, müssen mit Tragfedern versehen sein (Techn. Vereinb. d. Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen); Länge der gestreckten Federn bei Güterwagen mindestens 1000 mm, bei Personen-, Post- und Gepäckwagen 1700 bis 2000 mm; Breite 90 mm, Stärke 13 mm; Anzahl der Lagen 7–12, je nach Belastung und Länge. Material bester Flußstahl, der behufs Erhöhung der Elastizitätsgrenze gehärtet wird. Für Lastwagen, Truckgestelle, Tramwaywagen, auch für Lokomotiven haben mehrfach die Baillieschen Schneckenfedern, auch Schraubenfedern (Fig. 3) Anwendung gefunden; mit Rücksicht auf die große Belastung der Achsen sind aber in der Regel mehrere solche Federn für eine Achsbüchse nötig. Tragfedern aus Kautschuk oder Gummi, die zur Erhöhung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse galvanisiert werden müssen, finden vornehmlich bei Tramwayfahrzeugen Anwendung, bei Lokomotiven und Eisenbahnwagen zumeist nur in Amerika, vereinzelt in England (Fig. 4). – Vgl. a. Federaufhängung, Motorwagen (Bd. 6, S. 517).

A. Birk.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 596-597.
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