Aiguillon [2]

[211] Aiguillon (spr. ägwijóng), Armand Vignerot Duplessis Richelieu, Herzog von, franz. Minister, geb. 1720, gest. 1782, erhielt 1756 das Gouvernement der Bretagne. Hier machte er sich allgemein verhaßt, ward von dem dortigen Parlament wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder angeklagt und 1768 auf Choiseuls Veranlassung abgerufen. In Paris erwarb er sich rasch die Gunst der Dubarry und nahm in der wüsten Gesellschaft des Königs eine der ersten Stellen ein. Das Pariser Parlament erhob trotz des Widerspruchs des Königs den Prozeß wider A. von neuem und verurteilte ihn zu einer entehrenden Strafe, und die Parlamente der Provinzen schlossen sich dem an. Der Streit wurde so heftig, daß der Kanzler Maupeou 1771 die Parlamente gewaltsam auflöste und eine neue Gerichtsorganisation einführte. Während dieses Streites war A. an Stelle Choiseuls zum Minister des Auswärtigen und des Krieges ernannt worden. Im Einverständnis mit der Dubarry leitete er nun die Angelegenheiten Frankreichs bis zum Tode des Königs. 1774 wurde er entlassen und vom Hofe verbannt. Vgl. Marion, La Bretagne et le duc d'A. (Par. 1898), Pocquet, Le duc d'A. et La Chalotais (das. 1900–1902, 3 Bde.). – Sein Sohn Armand, Herzog von A., geboren um 1750, gest. 4. Mai 1800 in Hamburg, war 1789 Mitglied der Nationalversammlung und gehörte zu den ersten, die sich mit dem dritten Stande vereinigten und auf die Privilegien des Adels verzichteten. Er ward als General in der republikanischen Armee angestellt, während der Schreckenszeit mußte er indessen fliehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 211.
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