Alicante [2]

[330] Alicante, Hauptstadt der gleichnamigen span. Provinz (s. oben), liegt in der Küstenebene am Fuß eines steil abfallenden, von einer alten Zitadelle (Santa Barbara) gekrönten Felsbergs, besitzt einen trefflichen, von zwei großen Molen eingefaßten Hafen mit Leuchtturm und schöner Kaipromenade, ist Ausgangspunkt der Eisenbahnen nach Madrid und Murcia und hat in neuerer Zeit nach Auslassung der Festungswälle ein modernes Aussehen erlangt. A. hat ein großes Stadthaus, ein Theater, ein Instituto (höhere Bürgerschule), eine Schiffahrts- und Zeichenschule und zählt (1897) 49,463 Einw. An industriellen Etablissements gibt es ein Eisen- und Stahlwerk, eine große Tabakfabrik, zwei Petroleumraffinerien u.a. Bemerkenswert sind die neuen Markthallen. Der Haupterwerbszweig der Bewohner ist der Transithandel. 1899 betrug der Schiffsverkehr 3083 Handelsschiffe von 2,018,001 Ton. Der Wert der Einfuhr (Cabotage eingeschlossen) belief sich 1899 auf 63,5, jener der Ausfuhr auf 81,1 Mill. Pesetas. Die wichtigsten Einfuhrartikel sind: Fässer und Faßdauben, Steinkohle, Petroleum, bearbeitetes Eisen und Stockfisch; Ausfuhrartikel: Blei. Süßholz, Anis, Mandeln und Safran, hauptsächlich aber Wein (1899: 988,176 hl). In letzterer Beziehung ist namentlich der zum Teil in der Umgegend (besonders am erwähnten Berge) wachsende Alicantewein zu erwähnen, ein schwerer, süßer, wegen seiner dunkeln Farbe Vino tinto genannter Wein, der insbes. zum Färben anderer Weine verwendet wird. Der Weinbau von A. datiert aus den Zeiten Karls V., der Reben vom Rhein hierher bringen ließ. A. ist Sitz eines Gouverneurs und mehrerer auswärtiger Konsulate, auch eines deutschen. – A., das Lucentum der Römer, wurde 718 von den Mauren erobert, durch Ferdinand III. diesen wieder entrissen und 1304 an die Krone von Aragonien abgetreten. A. hatte mehrfache Belagerungen und Beschießungen zu bestehen, so 1709 und 1812 durch die Franzosen und 27. Sept. 1873 durch die föderalistischen Aufständischen von Cartagena.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 330.
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