Altruismus

[395] Altruismus (vom ital. altrui, »ein andrer«), die Beziehungen, die zwischen den verschiedenen Organen des Körpers untereinander bestehen, ihr gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis, das unter physiologischen wie pathologischen Bedingungen sich dadurch äußert, daß die Leistungen eines Organs für die übrigen, die der übrigen für das eine von Bedeutung sind. So erzeugt die Leber den für die Tätigkeit der Muskeln notwendigen Zucker; die Tätigkeit der Schilddrüse ist von Bedeutung für den allgemeinen Stoffwechsel und für die Herztätigkeit, die der Nebennieren für die Erhaltung des Blutgefäßtonus u.a. – Nach Comte heißt A. diejenige Art des sittlichen Verhaltens, die (im Gegensatze zum Egoismus, s. d.) nicht sowohl durch die Rücksicht auf das eigne, sondern durch die auf fremdes Wohl bestimmt wird. Die altruistischen Moralsysteme nehmen an, daß neben den egoistischen Trieben auch altruistische ursprünglich in der menschlichen Natur liegen, die von einigen mit einem nicht weiter zu erklärenden Grundgefühl der Sympathie (s. d.) in Verbindung gebracht, von andern aus dem bereits im Tierreich als Instinkt vorhandenen uneigennützigen Interesse der Eltern an ihren Jungen abgeleitet werden, und betrachten das Überwiegen der altruistischen Triebe über die egoistischen als Kennzeichen und Gradmesser der Sittlichkeit. In Nantes hat sich aus Anhängern Comtes 1889 eine Altruisten-Gesellschaft mit eigner Zeitschrift gebildet. – In der Nationalökonomie versteht man unter A. die Gesamtheit der Handlungen, die den wirtschaftlichen Vorteil andrer bezwecken; vgl. Dargun, Egoismus und A. (Leipz. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 395.
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