Andrĭan-Werburg

[504] Andrĭan-Werburg, Viktor, Freiherr von, österreich. Staatsmann, geb. 17. Sept. 1813 im Görzischen, gest. 25. Nov. 1858 in Wien, studierte die Rechte in Wien und trat 1834 ins österreichische Gubernium zu Venedig. In der 1841 erschienenen Schrift »Österreich und seine Zukunft« (3. Aufl., Hamb. 1843) zeigte er sich als einen aufgeklärten Politiker im Sinne der englischen Aristokratie. 1844 kam er als Hofsekretär zur Hofkanzlei, verließ aber den Staatsdienst im Frühjahr 1846, nahm an den ständischen Bewegungen lebhaften Anteil und veröffentlichte 1846 »Historische Aktenstücke zur Geschichte des Ständewesens in Österreich« (Leipz.) und 1847 den 2. Teil der oben erwähnten Schrift zu Hamburg. Anfang April 1848 von den Ständen Niederösterreichs zum Vorparlament nach Frankfurt gesendet, wurde er dort in den Fünfzigerausschuß gewählt und wirkte als Vorstand des Zentralkomitees für das Zustandekommen der Wahlen zur Nationalversammlung, in die er selbst als Abgeordneter von Wiener-Neustadt eintrat. Anfang August 1848 wurde er zum Reichsgesandten in London ernannt, wo er über die österreichisch-italienische und die schleswig-holsteinische Frage verhandelte. Er kehrte aber, als die österreichisch-deutsche Frage in Frankfurt in den Vordergrund trat, auf den Wunsch des Reichsministeriums zurück und sprach sich für das Programm von Kremsier aus. Nach Schmerlings Rücktritt gab auch A. seine Entlassung und trat mit den andern Österreichern aus der Nationalversammlung aus. Seine politischen Ansichten hat er in der Schrift »Zentralisation oder Dezentralisation in Österreich« (anonym, Wien 1850) niedergelegt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 504.
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