Deligeorgis

[610] Deligeorgis, Epameinondas, griech. Minister, geb. 10. Febr. 1829 zu Tripolis im Peloponnes, gest. 27. Mai 1879, trat zuerst bei der Revolution von 1862 in den Vordergrund. In der Kammer, wo er sich durch glänzende Rednergabe auszeichnete, war er bald der Führer einer Partei, die nach außen eine friedliche Politik, namentlich Freundschaft mit der Türkei, nach innen freiheitliche Gesetzgebung und Verwaltung erstrebte. Nachdem er 1865 und 1870 nach dem Rücktritt von Zaimis kurze Zeit Ministerpräsident gewesen war, übernahm er 1872 wieder die Bildung eines Kabinetts und brachte mit der italienisch-französischen Gesellschaft, welche die Laurionbergwerke besaß, eine Vereinbarung zustande, infolge deren die Bergwerke auf Griechenland übergingen. 1874 zwar gestürzt, übernahm er doch im März 1877 von neuem das Ministerium und befolgte während[610] der russisch-türkischen Verwickelungen eine friedliche Politik, durch die er mehr zu erreichen hoffte als durch Krieg. Im Koalitionsministerium vom Juni 1877 erhielt er die Finanzen, trat aber zurück, als die Regierung sich im Januar 1878 zur Teilnahme am Krieg entschloß. Seine politischen Reden erschienen 1880 in Athen (2 Bde.). – Sein Bruder Leonidas, geb. 1840 in Missolunghi, ward 1880 in die Kammer gewählt und verwaltete unter Delyannis 1890–92 das Ministerium des Äußern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 610-611.
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