Destutt de Tracy

[681] Destutt de Tracy (spr. -ütt dö traßi), 1) Antoine Louis Claude, Graf, philosoph. Schriftsteller, geb. 20. Juli 1754 in Paris, gest. 10. März 1836, war beim Ausbruch der französischen Revolution Oberst und Deputierter bei den Generalstaaten, stimmte für die Abschaffung der Adelsprivilegien, verließ dann im August 1792 Frankreich, kehrte aber nach einiger Zeit heimlich nach Paris zurück, wurde 2. Nov. 1793 in Hast genommen und erhielt erst nach Robespierres Sturz seine Freiheit wieder. Während Napoleons Herrschaft war er Senator, und nach der Rückkehr der Bourbonen wurde er zum Pair ernannt. Zuletzt war er Mitglied des Nationalinstituts. Als Philosoph huldigte er dem Sensualismus, insbes. der Richtung Condillacs, dessen Lehre er zu dem sogen. Ideologismus weiterbildete. Sein Hauptwerk sind die »Éléments d'idéologie« (Par. 1801–15, 5 Bde.; neue Aufl., das. 1824–25). Außerdem ist der »Commentaire sur l'esprit des lois de Montesquieu« (zuerst engl., Philad. 1811; franz., Par. 1819; deutsch von Morstadt, Heidelb. 1820–21, 2 Bde.) zu erwähnen.

2) Antoine César Victor, Graf, Sohn des vorigen, geb. 1781, gest. 13. März 1864, machte als Offizier unter dem Kaiserreich die Feldzüge in Spanien und 1813 in Deutschland mit, nahm 1818 seinen Abschied und widmete sich der Bewirtschaftung seiner Güter. Seit 1827 ununterbrochen Kammermitglied bis zur Februarrevolution 1848, hielt er sich stets zur Opposition. 1848–49 war er Marineminister. Seitdem lebte er auf seinen Gütern zu Paray. Literarisch machte er sich durch agronomische und nationalökonomische Arbeiten bekannt. – Seine hochgebildete Gattin Marie de Tracy, geb. 1789 in Stockport, gest. 27. Okt. 1850, zuerst mit dem General Lefort verheiratet, stammte aus der Familie Newtons; von ihr erschienen »Essais divers, lettres et pensées« (Par. 1855, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 681.
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