Dschem

[231] Dschem, Bruder des Sultans Bajesid II., Sohn Mohammeds II., geb. 1458, gest. 24. Febr. 1495, wurde Statthalter in Karaman, setzte sich nach dem Tode seines Vaters (1481), nachdem ein Versuch des Großwesirs Mischani, ihn zum Sultan auszurufen, mißlungen war, in den Besitz Brussas, war anfangs gegen seinen Bruder Bajesid II. glücklich, ward aber, nachdem dieser eine Teilung des Reiches abgelehnt hatte, 1481 bei Jenischehr und 1482 bei Angora geschlagen und schloß in Rhodos mit dem Großmeister der Johanniter, d'Aubusson, einen Vertrag. Seitdem befand er sich im ehrenvollen, doch strengen Gewahrsam des Ordens in Frankreich, wofür dieser wichtige Zugeständnisse vom Sultan erlangte. 1489 wurde er dem Papst übergeben, der ihn für den Fall eines Türkenkrieges benutzen wollte. Alexander VI. sollte vertragsmäßig D. dem König von Frankreich ausliefern, ließ ihm aber auf Wunsch Bajesids, der den Papst ansehnlich bezahlte, vorher ein schleichendes Gift beibringen, so daß D. in Neapel, wohin er Karl VIII. begleitete, starb. D. übersetzte ein persisch-romantisches Gedicht und dichtete selbst Ghaselen, die in einem Diwan gesammelt wurden. Vgl. Thuasne, Dijem-Sultan, fils de Mohammed II (Par. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 231.
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