Euemĕros

[152] Euemĕros (Euhemerus), griech. Philosoph, oft der kyrenaischen Schule zugezählt, um 300 v. Chr., verfaßte u. d. T.: »Heilige Urkunde« ein Werk, in dem er die ganze Mythologie aus der Vergöttlichung verdienter Menschen erklärte; daher der Name Euhemerismus für Vergötterung früherer ausgezeichneter Menschen. Zur Begründung seiner Behauptung berief er sich auf die Darstellung der ganzen Urgeschichte auf einer goldenen Säule im Zeustempel einer Insel Panchäa, die er bei seiner Umschiffung der Küsten Arabiens in der Nähe Indiens entdeckt habe. Seine Schrift, von der sich nur Bruchstücke erhalten haben (gesammelt von Wesseling in der Ausgabe des Diodoros von Sizilien, Bd. 2, Amsterd. 1747; von Némethy, Budapest 1891), fand sehr viel Beifall, auch in Rom, wo sie von Ennius (s.d.) übersetzt und bearbeitet wurde. Vgl. Ganß, Quaestiones Euhemereae (Kempen 1860); Sieroka, De Euhemero[152] (Königsb. 1869); Block, Évhémère, son livre et sa doctrine (Mons 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 152-153.
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