Eudóxos

[152] Eudóxos, von Knidos, griech. Astronom und Mathematiker, auch Arzt, um 408–355 v. Chr., unternahm große Reisen, unter anderm nach Ägypten, stiftete um 375 in Kyzikos eine Schule, kam dann mit zahlreichen Schülern nach Athen und trat in die Akademie ein, wo er neben Platon lehrte. Er verbesserte die Lehre von den Proportionen, führte Platons Arbeit über den »Schnitt« (wahrscheinlich den Goldenen Schnitt) weiter, beschäftigte sich mit dem delischen Problem von der Würfelverdoppelung und begründete die wissenschaftliche Stereometrie: er zeigte, daß Pyramide und Kegel der dritte Teil des Prismas und Zylinders von gleicher Basis und Höhe sind. Er versuchte zuerst für die Bewegungen der Himmelskörper, namentlich die verwickelten Bahnen der Planeten, mit seinem in geometrischer Hinsicht meisterhaften System der homozentrischen (konzentrischen) Sphären eine wissenschaftliche Erklärung. Danach sind die Fixsterne auf der Innenseite einer der Erde konzentrischen Hohlkugel angebracht, die sich in 24 Stunden von O. nach W. um ihre Achse dreht; auch Sonne, Mond und die fünf Planeten sind an dieser Sphäre befestigt, so daß sie an der täglichen Umdrehung teilnehmen, zugleich aber in mehrere andre Sphären eingeschlossen, von denen jede eigenartig rotiert. Für Sonne und Mond nahm E. drei Sphären zur Darstellung der Bewegungen, für die Planeten je vier an, so daß die Gesamtheit seiner Sphären 27 betrug. Über dieses System, das von Kallippos von Kyzikos und von Aristoteles noch weiter ausgebildet wurde, aber später den Epizykeln des Ptolemäos weichen mußte, vgl. Schiaparelli, Le sfere omocentriche di Eudosso, etc. (Mail. 1876; deutsch von Horn in den »Abhandlungen zur Geschichte der Mathematik«, Leipz. 1877). Von seinen Schriften haben wir nur einige Bruchstücke, besonders in Hipparchs »Exegesis Arati et Eudoxi phaenomenon«. Vgl. Böckh, Kleine Schriften, Bd. 3 (Leipz. 1866).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 152.
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