Hartwich

[846] Hartwich, Emil Hermann, Eisenbahningenieur, geb. 13. Juli 1801 in Bensdorf bei Brandenburg, gest. 17. März 1879 in Berlin, wurde 1824 mit den Regulierungsarbeiten des Finowkanals und der Havel bei Liebenwalde, 1827 mit den zur Fortsetzung des Finowkanals erforderlichen Bauten betraut, 1829 zum Wasserbauinspektor zu Steinau in Schlesien und 1834 zum Regierungs- und Baurat in Danzig ernannt. Er vollendete die Molen in Neufahrwasser, führte die mit dem Durchbruch der Weichsel in den See bei Neufähr verbundenen Arbeiten aus und leitete den Bau des bischöflichen Schlosses und die Restauration der Kirche in Pelplin. 1845 übernahm er[846] den Bau der Stargard-Posener Bahn, die durch die gewölbte Brücke über die Warthe bei Wronke ausgezeichnet ist. 1849 trat er als vortragender Rat in das königliche Handelsministerium, wo ihm außer dem Eisenbahnwesen die Melioration des Niederoderbruchs übertragen war. 1856 schied H. wieder aus dem Staatsdienst aus und übernahm die Erweiterungsbauten der Rheinischen Eisenbahn. Unter denselben nimmt die Koblenzer Rheinbrücke, sowohl was die Kühnheit der Konstruktion als die Schönheit der Form betrifft, die erste Stelle ein und hat später auch der Rheinbrücke bei Rheinhausen als Muster gedient. Ferner sind erwähnenswert die Seiltrajekte bei Griethausen und Bonn, die Konstruktion der Hartwichschiene, die auf Lokalbahnen ausgedehnte Verwendung gefunden hat, die Einführung der Zentralweichenapparate etc. 1871 wurde H. in das Reichskanzleramt berufen, übernahm aber schon 1872 die Leitung der »Deutschen Eisenbahnbaugesellschaft«, von der er noch vor deren Zusammenbruch zurücktrat. Er schrieb: »Die Brücke über die Warthe bei Wronke« (Wien 1852); »Erweiterungsbauten der Rheinischen Eisenbahn« (Berl. 1864–67); »Denkschrift, betreffend die Herstellung einer Eisenbahn, welche Berlin durchschneidet« (das. 1872); »Aphoristische Bemerkungen über das Eisenbahnwesen« (2. Aufl., das. 1874); »Bemerkungen über die Schiffahrts- und Vorflutsverhältnisse in und bei Berlin« (das. 1874); »Mitteilungen über die Unternehmungen der deutschen Eisenbahngesellschaften« (das. 1876); »Bemerkungen über den bisherigen Gang der Entwickelung des Eisenbahnwesens« (das. 1877) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 846-847.
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