Herzogenbusch

[254] Herzogenbusch (holländ. 's Hertogenbosch, auch bloß den Bosch, franz. Bois-le Due), Hauptstadt der niederländ. Provinz Nordbrabant, liegt in einer morastigen Niederung an der Dommel, der Aa und dem Süd-Willemskanal, ist Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Boxtel-Utrecht und Lage Zwaluwe-H. sowie der Eisenbahn Tilburg-Nimwegen und war bis 1876 eine starke Festung. H. ist in Form eines Dreiecks erbaut, wird von mehreren Kanälen durchschnitten und enthält 4 Tore, 10 Kirchen, eine Synagoge und ein großes Zeughaus nebst mehreren Kasernen. Zu den ausgezeichnetsten Gebäuden gehören: die katholische fünfschiffige Janskirche, ein schöner spätgotischer Bau, 1458–98 erbaut, neuerdings restauriert (mit farbenprächtigen Glasfenstern, Wandmalereien, einem kupfernen Taufbecken von 1492 und prächtiger Kanzel von C. Bloemart), die reformierte Kirche (1826 erbaut), das Rathaus (mit städtischem Museum), der Justizpalast, das Gebäude der Schwanenbrüderschaft (im gotischen Stil 1318 erbaut), das Regierungsgebäude (früher Jesuitenkloster). Die Einwohner, (1902) 32,345 an der Zahl, unterhalten eine lebhafte Industrie: 15 Gold- und Silberschmieden, 20 Zigarrenfabriken, Fabriken für Tischlerarbeit, Posamentierwaren, Garn, Band und Schnur, Liköre etc., ferner Holz- u. Bildschnitzateliers, Schmieden, Schuhfabriken, 3 Spiegelfabriken, Buchdruckereien etc. Berühmt sind der Pfefferkuchen und das Schwarzbrot von H. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine Kunstschule, eine höhere Bürgerschule, ein Lehrerseminar, ein Provinzialmuseum (Altertümer, Zeichnungen, Münzen etc.), ein Reichs- und Provinzialarchiv, 2 Hospitäler, ein großes Besserungs- und Arbeitshaus, 2 Waisenhäuser, eine Irrenanstalt etc. H. ist Sitz eines katholischen Bischofs. – Der Ort hat seinen Namen vom Herzog Gottfried von Niederlothringen, der ihm (um 1180) Stadtrechte verlieh. 1559 gründete Papst Paul IV. hier ein Bistum. Vergebens wurde H. wiederholt von dem Prinzen Moritz angefallen und 1629 nach fünfmonatiger Belagerung von dem Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien erobert. Die katholische Religion wurde hier seitdem nur faktisch erlaubt.[254] Es wur eine der wichtigsten Grenzfestungen der Republik. Die Franzosen nahmen unter Pichegru H. 9. Okt. 1794 nach kurzer Belagerung ein. Seit 1801 war H. die Hauptstadt des holländischen Departements Brabant, seit 1810 des französischen Departements der Rheinmündungen. Am 14. Jan. 1814 wurde die Stadt von den Preußen genommen; doch hielt sich die Zitadelle bis zum ersten Pariser Frieden. H. wurde dann die Hauptstadt der holländischen Provinz Nordbrabant und ist seit 1874 keine Festung mehr.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 254-255.
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