Hofmannsthal

[433] Hofmannsthal, Hugo von, Dichter, geb. 1. Febr. 1874 in Wien, studierte daselbst erst die Rechte, dann neuere Literaturgeschichte und Sprachen und widmete sich bald ausschließlich der Schriftstellerei. Schon im Alter von 18 Jahren veröffentlichte er unter dem Pseudonym Theophil Morren die feinsinnige dramatisch-lyrisch-reflektierende Studie »Gestern« (Leipz. 1892; 2. Aufl., Berl. 1904). Im selben Jahre gelang ihm das kleine Drama »Der Tod des Tizian« (gedruckt Berl. 1901), voll ergreifender Betrachtungen über die Schönheits- und Lebensfülle der Werke Tizians. In der kleinen dramatischen Dichtung »Der Tor und der Tod« (2. Aufl., Berl. 1900) ist die Gefühlsverkümmerung eines Décadents in hinreißender Sprache geschildert. In dem »Theater in Versen« (Berl. 1899) vereinigte H. das einaktige Drama »Die Frau im Fenster«, die Erdrosselung einer treulosen Frau durch ihren Ehemann darstellend und durch magische Traumstimmung fesselnd, ferner »Die Hochzeit der Sobeide«, worin der tragische Untergang einer Frau geschildert wird, die den gediegenen Ehegatten verschmäht und sich einem nichtswürdigen Gecken hingibt, endlich »Der Abenteurer und die Sängerin«, das, wie mehrere Stücke Hofmannsthals, in Venedig spielt und den Bankrott ästhetisch-genußsüchtiger Lebensführung schildert. Außer dem weniger bedeutenden Drama »Der Kaiser und die Hexe« (Berl. 1900) verfaßte H. noch eine grell übertreibende Bearbeitung der »Elektra« des Sophokles (2. Aufl., das. 1904). H. ist ausgezeichnet durch lyrische Gefühlsverfeinerung und symbolisch ausdrucksvollen Stil und entfernt sich weit von der naturalistischen Technik der Neuzeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 433.
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