Hörmaschinen

[555] Hörmaschinen (Hörrohre), Vorrichtungen zur Verbesserung des aus irgend einem Grund geschwächten Gehörs. Man ging bei der Herstellung von H. davon aus, die Oberfläche des äußern Ohres zur Aufnahme einer größern Menge von Schallwellen günstiger zu stellen oder zu vergrößern (diesem Zwecke sollten dienen Ohrklemmen, welche die Ohrmuschel vom Schädel nach vorn abdrängen, Schallfänger, Hörschalen, Websters Otaphon), ferner davon, den Schallwellen den Zugang zu dem innern Ohr zu erleichtern (die Abrahams, kleine Röhren aus Silber, die in den äußern Gehörgang eingeschoben wurden). Diese H. gewähren nur in wenigen Fällen geringen Vorteil. Man konstruierte dann Hörrohre, die eine größere Menge von Schallwellen auffingen und diese so vereinigten, daß eine verstärkte Wirkung auf das Gehörorgan erzielt wurde. Diese Hörrohre, aus Metall, Hartgummi, Horn, Papiermasse und dergleichen Stoffen gefertigt, bestehen aus einem trichter- oder becherförmigen Sammelgefäß und einem in den äußern Gehörgang einzuführenden Ansatzstück, das trompeten- oder posthornähnlich gekrümmt oder mit dem Sammelgefäß durch einen elastischen Schlauch verbunden ist. Nach letzterm Prinzip ist z. B. der Dunkersche Hörschlauch, ein namentlich für das Zwiegespräch geeigneter Apparat, konstruiert. Zur Abschwächung der störenden Nebengeräusche hat man an derartigen Hörrohren die Sammelgefäße mit einem seinen Drahtgeflecht oder Metallsieb überzogen. Ferner hat man parabolisch gekrümmte Schallfänger, die alle der Achse des Schallfängers parallelen Schallwellen in einem Punkte vereinigen, konstruiert, um bessere Schalleitung zu erreichen. Derartige Instrumente, wie z. B. das Hörrohr von Burckhardt-Merian, das Hörglöckchen von Weigelt, leisten in einigen Fällen gute Dienste. In neuerer Zeit hat L. Kugel ein in der Praxis gut bewährtes Hörrohr nach dem Prinzip der rinnenförmigen Ohrmuschel der Tiere konstruiert, bestehend aus einer offenen Rinne und einem damit verbundenen Schallfänger, der durchlöchert ist, wodurch die Nebengeräusche beseitigt werden. Bei der Auswahl einer Hörmaschine ist es jedenfalls erforderlich, verschiedene Formen zu versuchen, da erfahrungsgemäß bei dem einen Schwerhörigen dies, bei dem andern jenes Hörrohr die Hörschärfe zu steigern vermag. – Über das vom Arzt zur Auskultation benutzte Hörrohr s. Auskultation.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 555.
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