Houdon

[578] Houdon (spr. udóng), Jean Antoine, franz. Bildhauer, geb. 1741 in Versailles, gest. 16. Juli 1828 in Paris, wurde Schüler Lemoines und Pigalles, gewann schon als 19jähriger Jüngling den großen Preis für die Skulptur, brachte sodann zu seiner weitern Ausbildung zehn Jahre in Italien zu und ließ sich hierauf in Paris nieder. Auf Einladung der Vereinigten Staaten ging er mit Franklin nach Philadelphia, um eine Statue Washingtons anzufertigen. Während der Revolution kam er vor das Revolutionstribunal, weil man ihn bei der Bearbeitung einer Statue der heil. Scholastika betroffen; sein Verteidiger aber erklärte diese für die Statue der Philosophie und rettete dadurch den Künstler. Unter seinen Statuen sind besonders bemerkenswert: der sitzende Voltaire (im Peristyl des Théâtre-Français); die Statue Ciceros, dargestellt, wie er den Catilina aus dem Senat weist; die Fröstelnde (Museum in Montpellier); der Sommer, Bronzefigur einer Diana (Louvre) und die Marmorstatue Washingtons (im Kongreßsaal zu Philadelphia). Unter seinen zahlreichen, meist naturalistisch durchgeführten Büsten ist die schönste und lebensvollste die Molières (s. Tafel »Bildhauerkunst XII«, Fig. 1). Andre Büsten von ihm sind die Glucks, Buffons, Mirabeaus, Rousseaus, d'Alemberts, Franklins, [578] Barthélemys, Lafayettes, Napoleons I. und der Kaiserin Josephine. H. zeigte in seinen Arbeiten alle Vorzüge der Rokokokunst. Seine genaue Kenntnis des menschlichen Körpers bewies er in einer unter dem Namen L'Ecorché bekannten männlichen Figur zur Veranschaulichung der Muskulatur, die in den Kunstschulen als Vorbild benutzt wurde. Vgl. Dierks, Houdons Leben und Werke (Gotha 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 578-579.
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