Kleon

[132] Kleon, athen. Demagog, Sohn des Kleänetos, ein reicher Gerbereibesitzer. In seinem Auftreten ein Gegner der aufkommenden neuen Bildung, schloß er sich, von Ehrgeiz getrieben, als zu Anfang des Peloponnesischen Krieges Perikles' Zögerung, seine verunglückte Expedition nach dem Peloponnes 430 v. Chr. und die in der überfüllten Stadt ausgebrochene Pest Unzufriedenheit gegen ihn erweckten, dessen Gegnern an, die ihn durch einen Rechenschaftsprozeß zu stürzen versuchten, zunächst ohne Erfolg. Erst nach des Perikles Tod (429) konnte er in die Höhe kommen, indem er rücksichtslos alle ihm sich nicht unterordnenden Personen durch Verleumdungen und Prozesse verfolgte und einschüchterte, seine Günstlinge durch einträgliche Ämter versorgte und in jeder Beziehung, auch durch die wenig vornehme Art seiner Beredsamkeit, dem Volke schmeichelte. Auch durch Erhöhung des Tributs der Bundesgenossen und dafür des Richtersolds wußte er es zu gewinnen. Daß er seine Herrschaft nur in unruhigen Zeiten behaupten könne, sah er wohl ein; er verleitete daher das Volk zu übereilten Beschlüssen, z. B. zu dem (nachher zurückgenommenen), alle erwachsenen Männer des abgefallenen, dann wiedereroberten Mytilene hinzurichten (427), und hintertrieb die Friedensverhandlungen, die die Spartaner wiederholt in mißlichen Lagen mit Athen anzuknüpfen versuchten. Das Glück war ihm günstig, wie er, um seine Prahlereien wahr zu machen, als Stratege nach Pylos gesandt, die von Demosthenes vorbereitete Einnahme der Insel Sphakteria vollendete und die dort eingeschlossenen Spartaner gefangen nahm (425). Obwohl wie die andern Demagogen der Zeit nach Perikles der Kriegsführung nicht kundig, übernahm er aber auch (422) den Oberbefehl in Thrakien gegen den spartanischen Feldherrn Brasidas, erlitt bei Amphipolis eine gänzliche Niederlage und verlor in ihr selbst das Leben. Das Bild, das Aristophanes in mehreren Komödien, besonders in den Rittern, von ihm gezeichnet hat, ist von ihm, seinem politischen Gegner, stark übertrieben; die wesentlichen Züge werden aber von Thukydides bestätigt. Vgl. Büdinger, K. bei Thukydides (Wien 1880); Emminger, Der Athener K. (Eichstätt 1882); Beloch, Die attische Politik seit Perikles (Leipz. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 132.
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