Kleomĕnes

[131] Kleomĕnes, Name mehrerer spartan. Könige: 1) K. I., ältester Sohn des Agiaden Anaxandridas, König seit 520 n. Chr., tyrannisch und stolz, aber klug und in der seinem Volk eignen kurzen Ausdrucksweise gewandt, leitete in der Absicht, Sparta die Hegemonie von Hellas zu verschaffen, 510 den Zug, den die Spartaner, durch das Orakel zu Delphi aufgefordert, zur Vertreibung der Peisistratiden unternahmen, der aber gegen die Absicht des K. der Demokratie in Athen zum Sieg verhalf. Ein Versuch, seinen Gastfreund Isagoras, das Haupt der Aristokraten, zur Herrschaft zu bringen, scheiterte an dem Widerstand des Volkes (508), ein Heereszug, der schon bis Eleusis vorgerückt war (506), blieb wegen des Widerspruchs seines Mitkönigs Demaratos und des Abfalls der Korinther ohne Erfolg. Glücklicher kämpfte er gegen die Argiver bei Sepeia (495). Sein übriges Leben ist bestimmt durch seine Feindschaft gegen Demaratos, er mußte Sparta verlassen, ging nach Thessalien, dann nach Arkadien; von hier wurde er nach Sparta zurückberufen, wurde aber wahnsinnig und nahm sich selbst das Leben (491). Ihm folgte sein Bruder Leonidas I., der Held von Thermopylä.

2) K. III., Sohn des Königs Leonidas II. und der Kratesikleia, einer vortrefflichen Frau, übernahm 235 v. Chr. im Alter von 19 Jahren das Königtum. Mit Agiatis, der Witwe Agis' IV. (s. d.), vermählt und von ihr für dessen Pläne begeistert, nahm er sie von neuem auf und versuchte zunächst, die königliche Würde durch ruhmvolle Taten in auswärtigen Kriegen wiederherzustellen; denn alle Macht im Staate hatten die Ephoren, besonders zum Nachteil der niedern Stände, an sich gerissen. Es gelang ihm, in einem Kriege gegen die Achäer mehrere Erfolge zu erringen, und nun zog er unter Zurücklassung der Bürger, auf deren Zustimmung er nicht hoffen durfte, im Lager in Arkadien, gegen Sparta, ließ mit der ihm eignen Energie und Entschlossenheit von den gerade versammelten Ephoren vier töten, verbannte 80 der angesehensten Bürger, schaffte das Ephorat ab und verteilte gleichmäßig den Grundbesitz (226). Nachdem er sodann durch Aufnahme von Periöken unter die Bürger seinen Anhang vermehrt und das Heer auf 4000 ein heimische Hopliten gebracht hatte, erneuerte er die altspartanische Jugenderziehung und das Zusammenspeisen (Syssitien) der Bürger, seinen Mitbürgern in dem Verzicht auf einen großen Teil seines Besitzes, in Einfachheit und Strenge gegen sich selbst ein leuchtendes Vorbild. Um der neuen Staatsordnung Achtung zu verschaffen, begann er von neuem den Krieg gegen die Achäer und trieb sie so in die Enge, daß Aratos den mazedonischen König Antigonos Doson zu Hilfe rief. Vor dessen überlegener Macht mußte K. weichen (224 u. 223), rückte aber wieder vor, als das mazedonische Heer nach dem zweiten Kriegsjahr sorglos in Winterlager verteilt wurde. In der Entscheidungsschlacht[131] bei dem Paß von Sellasia unterlag er jedoch (221) nach einem langen und heißen Kampf und entkam mit nur wenigen Reitern nach Sparta. Hier riet er den Bürgern, den König Antigonos ohne Widerstand aufzunehmen, und schiffte sich mit wenigen Freunden in Gytheion nach Alexandria ein, um bei Ptolemäos Euergetes Hilfe zu suchen. Indes dieser starb, ehe er sein Versprechen erfüllen konnte, und sein Nachfolger Ptolemäos Philopator ließ ihn wegen Verleumdungen gefangen setzen. Vergeblich suchte er die Rückkehr nach Griechenland zu erzwingen; als er keinen Ausweg mehr sah, gab er sich mit seinen Genossen den Tod (220). Das Leben des K. beschrieb Plutarch.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 131-132.
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