Lotablenkung

[727] Lotablenkung (Lotstörung). Die neuern Gradmessungsarbeiten, namentlich die damit verbundenen Präzisionsnivellements, haben ergeben, daß die Elemente der durch Bessel und Clarke berechneten sphäroidischen Gestalt der Erdoberfläche nicht für alle ihre Teile zutreffend sind; bestimmt man an zwei Punkten der Erde astronomisch die Polhöhen- und die Längenunterschiede, verbindet dann aber auf geodätischem Wege beide Punkte und ermittelt die Breite und Länge des einen Punktes, ausgehend von der des andern, indem man hierfür die Elemente des Besselschen (oder eines andern) Erdsphäroids zugrunde legt, so wird sich meist zwischen beiden Resultaten eine Differenz (Lotabweichung) einstellen (d.h. der Winkel zwischen der wahren Lotrichtung und der normalen des zugrunde gelegten Rotationskörpers). Legt man durch die wahren Lote in gleicher Höhe rechtwinklig dazu unendlich viele Flächen, so würden diese in einer nicht ganz regelmäßigen sphäroidartigen Fläche ausgehen, die Geoidfläche genannt wird. Diese Ablenkungen finden ihre Erklärung durch die unregelmäßige Massenverteilung auf der Erdoberfläche und der dadurch veranlaßten veränderlichen Intensität und Richtung der Schwerkraft; größere Massenanhäufungen auf oder unter der Erdoberfläche bewirken eine Lokalattraktion, infolgedessen macht sich in der Nähe von Hochgebirgen eine L. nach deren Richtung hin bemerklich. Vgl. Erde, S. 907.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 727.
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