Luftbad [1]

[798] Luftbad, der Aufenthalt in freier Luft mit ganz oder teilweise unbekleidetem Körper. Die Wirkung des Luftbades beruht vorzugsweise auf den veränderten Bedingungen der Wärmeabgabe. Während bei bekleidetem Zustand die Wärmeabgabe durch Strahlung fast aufgehoben, die durch Leitung sehr eingeschränkt ist, kommen beide Faktoren beim L. ungehindert zur Geltung. Außerdem ist durch stärkere Verdunstung des Schweißes die Wärmeabgabe vermehrt. Dem vermehrten Wärmeverlust sucht der Körper entgegenzuarbeiten durch Regulierung des Blutzuflusses zur Haut, die zunächst blaß und blutarm und dadurch kühl wird, ferner durch Steigerung der Wärmebildung mittels größern Umsatzes wärmebildender Stoffe, vor allem also durch Fettverbrauch. Wird im L. körperliche Arbeit geleistet, so wird auch hierdurch die Stoffzersetzung noch gesteigert, die Blutarmut der Haut tritt dann nicht ein, da die bei der Arbeit gebildete Wärme durch die Haut abgegeben wird. Für die Größe der Wärmeabgabe kommt außer der Dauer der Luftbäder und außer individuellen Faktoren auf seiten des Badenden vor allem in Betracht die Temperatur der Luft, ihre Feuchtigkeit und ihre Bewegung. Bewegte Luft verursacht eine viel stärkere Abkühlung als ruhige Luft. Zur Anwendung kommt das L. hauptsächlich da, wo eine Anregung des Stoffwechsels beabsichtigt wird, also besonders bei Fettleibigkeit, dann bei zahlreichen auf sitzende Lebensweise oder dauernden Aufenthalt in geschlossenen Räumen zurückzuführenden Gesundheitsstörungen. Auch Hautkrankheiten können durch die kräftige Anregung der Haut zu verstärkter Lebenstätigkeit im L. günstig beeinflußt werden. Namentlich aber zur Abhärtung bei verweichlichten, zur Erkältung geneigten Personen tut das L., richtig angewendet, sehr gute Dienste. Da es selten ohne Körperbewegung (Turnen) oder ohne gleichzeitige Besonnung ausgeführt wird, so fügt sich gewöhnlich die Wirkung der Körperbewegung und des Lichtes der dem L. eignen Wirkung hinzu (Luftlichtbad, s. Lichttherapie). Vgl. Kocksch, Das L. und seine Bedeutung für Großstädte (Leipz. 1905). – Elektrostatisches L., die Einwirkung der statischen Elektrizität (Franklinisation) auf den Körper, s. Elektrotherapie, S. 696.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 798.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika