Madeira [2]

[40] Madeira (Madēra, »Holzfluß«), der Hauptzufluß des Amazonenstromes, entsteht durch den Zusammenfluß des Mamoré (s. d.) und Beni (s. d.) an der Grenze zwischen Bolivia und Brasilien, unter 10°22' südl. Br. und 65°23' westl. L., bildet, in nordöstlicher Richtung fließend, die Grenze zwischen den brasilischen Staaten Amazonas und Mato Grosso, auf 370 km zahlreiche Wasserfälle (auf einer Strecke 17 hintereinander), wird aber bei São Antonio (76 m ü. M.) für Schiffe von 5 m Tiefgang fahrbar, entsendet unter 4° südl. Br. einen Seitenarm (Mirim de Canomá, Paraná do Ramos), der die 14,300 qkm große Insel dos Tupinambaras umfaßt, und mündet unter 3°24' südl. Br. und 58°48' westl. L. nach 1450 km langem Laufe, 2500 m breit, in den Amazonenstrom. Das Stromgebiet des M. mit gegen 90 größern, erst teilweise näher bekannten Zuflüssen umfaßt 1,100,000 qkm. Die Wassermasse, die der M. dem Amazonenstrom zuführt, beträgt in der Sekunde bei Niedrigwasser (vasante) 4142, gewöhnlich 14,642, bei Hochwasser (enchente) bis zu 40,000 cbm. Größere Orte gibt es an den niedrigen, oft weithin überschwemmten Ufern nicht, die wichtigsten sind Borba, Sapucaia Oroa, Manicoré, Crato, Humoyta und Tres Casas. Die Uferbewohner sind fast nur Indianer, im Unterlauf Schildkrötenfänger, Kautschuksammler, Jäger, Fischer, Verfertiger von Strohhüten, Rindenstoffen und Töpferwaren, im Oberlauf zum Teil noch Kannibalen. Vgl. Keller-Leuzinger, Vom Amazonas und M. (Stuttg. 1874); v. Schütz-Holzhausen, Der Amazonas (2. Aufl., Freiburg i. Br. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 40.
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