Mailehen

[125] Mailehen (Maibrautschaft), die in Hessen, Westfalen, Rheinland und andern deutschen Gegenden bestehende oder bis vor kurzem vorhandene Sitte, nach der die jungen Leute in der Walpurgisnacht mit Gesang und Peitschengeknall nach einer Anhöhe vor das Dorf ziehen, wo die jungen Mädchen (manchmal bei einem Maifeuer) mit dem Spruche: »Heute zum Lehen, übers Jahr zur Ehe« an den Meistbietenden versteigert werden. Das erlöste Geld wird im Wirtshause beim Maifest verzehrt. Das erwählte Mädchen (Maibraut) kann den Meistbietenden ablehnen, nimmt sie ihn aber an und befestigt dafür als Zeichen den Lehnstrauß auf seinem Hute, so erwächst für beide Teile die Verpflichtung, das ganze Jahr zusammenzugehen und mit keinem oder keiner Dritten zu tanzen. Für den Burschen kommen noch andre Pflichten hinzu, z. B. das Setzen des Maibaums vor dem Kammerfenster u. a. Gewöhnlich führt das M. in der Tat nach einem Jahre zur Heirat. Ähnlich ist der Gebrauch des Valentinstags in England, und auch sonst heißt das Maipaar Valentin und Valentine (vgl. Vielliebchen). Herodot (I, 146) bezeugt die Sitte für die illyrischen Veneter, mit der Bemerkung, daß mit dem Meistgebot für die schönen die häßlichen Mädchen ausgesteuert würden, um ebenfalls begehrenswert zu erscheinen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 125.
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