Malzextrakt

[197] Malzextrakt (Extractum Malti), zur starken Honigkonsistenz eingedampfter wässeriger Auszug von Malz. Man mazeriert geschrotenes Malz mit dem gleichen Gewicht Wasser drei Stunden, digeriert dann ebenso lange mit 4 Teilen Wasser bei einer 75° nicht erreichenden Temperatur, kocht auf und preßt ab. Den Auszug koliert und verdampft man im Vakuum. Das noch warme Extrakt mischt man mit 5 Proz. Glyzerin, auch bedeckt man seine Oberfläche im Gefäß mit einigen Tropfen Glyzerin. M. schmeckt schleimig süßlich, riecht brotartig und besteht aus Dextrin, Zucker, wenig Eiweißstoffen und Phosphaten des Kalkes und der Magnesia. Es ist ein leichtverdauliches Nahrungsmittel, wirkt mild belebend auf die Verdauung und beruhigend bei Reizungszuständen der Respirations- und Verdauungsorgane. Man kann mit M. die Ernährung wesentlich unterstützen, doch ist der Preis des Extrakts im Verhältnis zum Nährwert außerordentlich hoch. Ein Eßlöffel voll M. (20 g) enthält so viel Wärmeeinheiten wie ein Ei. Man gibt es, in Bier, Fleischbrühe, Wasser gelöst, einigemal des Tages. Häufig wird M. mit Arzneimitteln versetzt (Malzextraktpräparate), z. B. Chininmalzextrakt mit 0,2 Proz. Chininsulfat, Chinineisenmalzextrakt mit 1 Proz. zitronensaurem Chinineisen, Eisenmalzextrakt mit Ferrum pyrophosphoricum (0,36 Proz. Eisen) oder mit 4 Proz. Ferrum oxydatum saccharatum, Jodmalzextrakt mit 0,15 Proz. Jodkalium etc. Der Handel mit Geheimmitteln hat als M. Präparate in den Handel gebracht, die im wesentlichen nichts anderes sind als dunkle Biere von oft sehr zweifelhaftem Gehalt. Sie enthalten Abkochungen von Pflanzen, denen irgend eine Heilwirkung kaum zugeschrieben werden kann, und ihre Preise gehen weit über ihren reellen Wert hinaus. Vgl. Rüdinger, Die Bierbrauerei und die Malzextraktfabrikation (2. Aufl., Wien 1887); Weiteres unter »Malz«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 197.
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