Manin, Daniele

[227] Manin, Daniele, Diktator von Venedig, geb. 13. Mai 1804 in Venedig, gest. 22. Sept. 1857 in Paris, Enkel eines Advokaten jüdischer Abkunft, der bei seinem Übertritt zum Christentum 1759 seinen ursprünglichen Namen Fonseca mit dem seines Taufzeugen M., eines Bruders des letzten Dogen von Venedig, Ludovico M. (1789–97), vertauschte, studierte in Padua die Rechte, und ward 1830 in seiner Vaterstadt Advokat. Bei Beginn der Reformbewegung in Italien überreichte er 21. Dez. 1847 der venezianischen Zentralkongregation eine Petition, worin der österreichischen Regierung vorgeschlagen wurde, dem Lombardisch-Venezianischen Königreich eine unabhängige Stellung zu geben. Er wurde deshalb 18. Jan. 1848 verhaftet, aber 17. März auf die Nachricht von der Wiener Revolution freigegeben. Bei der Revolution in Venedig 22. März bemächtigte er sich an der Spitze weniger Getreuen des Arsenals, proklamierte die Republik und ward am folgenden Tag zum Ministerpräsidenten und Minister des Äußern ernannt, mußte aber, als 3. Juli der Anschluß an Piemont beschlossen war, zurücktreten. Nach der Niederlage der piemontesischen Waffen wurde M. 11. Aug zum Diktator ernannt, hielt im Innern die Ordnung aufrecht und behauptete die Stadt gegen die Österreicher bis zum August 1849. Bei der Kapitulation 24. Aug. mit 39 andern Führern der Revolution von der Amnestie ausgeschlossen, begab sich M. nach Frankreich, wo er sich in Paris als Sprachlehrer und Journalist niederließ, und von wo er in Zeitschriften seine Landsleute zur Mäßigung und zum Anschluß an Sardinien ermahnte. Der Ruhm, die Tugenden der Ehrenhaftigkeit, der Vaterlandsliebe, selbstverleugnender Bescheidenheit und hingebenden Pflichtgefühls im höchsten Grad besessen zu haben, erhob ihn zum Ideal eines italienischen Patrioten. Seine Gebeine wurden 1868 im befreiten Venedig feierlich beigesetzt und 22. März 1875 sein schönes Standbild daselbst enthüllt, nachdem ihm bereits 1861 ein solches in Turin errichtet worden war. Auch auf dem Monte Pincio in Rom befindet sich sein Denkmal. Vgl. Henri Martin, Daniel M. (2. Aufl., Par. 1861); Hugh Martin, Daniel M. and Venice in 1848–1849 (Lond. 1862, 2 Bde.); Errera u. Finzi, La vita ei tempi di Daniele M. (Vened. 1872); Errera, Daniele M. e Venezia 1804–1853 (Flor. 1875); »Daniele M. e Giorgio Pallavicino. Epistolario politico 1835–1857« (Mail. 1877); Perlbach, Dan. M. und Venedig 1848–1849 (Greifsw. 1878); Ferrari-Bravo u. Marloni, Daniele M. ei suoi tempi (Vened. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 227.
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