Maritime Meteorologie

[313] Maritime Meteorologie, der die Zustände und Veränderungen der Atmosphäre über den Meeren erforschende Teil der Meteorologie. Früher wurden meteorologische Beobachtungen zur See nur vereinzelt (auf preußischen Schiffen seit 1833 systematisch) angestellt; erst der Amerikaner Maury (s. d.) sammelte alles vorhandene Material und veröffentlichte sein epochemachendes Werk: »Wind and current charts« (Washingt. 1849–60). Damit lehrte er, wie die Seefahrer unter Ausnutzung der jeweiligen Windverhältnisse ihre Routen kürzen und schneller zurücklegen könnten. Auf Maurys Anregung trat 1853 die erste maritim-meteorologische Konferenz in Brüssel zusammen und vereinbarte einheitliche Beobachtungen[313] zur See. Verarbeitungen solcher Beobachtungen fanden zunächst in Washington (Maury) und Melbourne (Neumayer) statt. Wesentliche Fortschritte wurden aber erst erzielt, als besondere maritimmeteorologische Institute gegründet wurden; vesonders zu erwähnen sind die Institute zu Hamburg (Deutsche Seewarte, seit 1875; vorher seit 1868 Norddeutsche Seewarte), Utrecht, London, Kopenhagen, Pola und Washington. Nach internationalem Übereinkommen wurden die Meere zur genauern Bearbeitung unter die seefahrenden Nationen verteilt; dabei übernahmen die Deutschen den nördlichen (von 20° Breite an), die Engländer den übrigen Teil des Atlantischen Ozeans, die Niederländer den Indischen, die Amerikaner den Stillen Ozean. In den letzten Jahren hat man (zuerst Rotch) begonnen, durch Drachenaufstiege von Schiffen aus auch die höhern Luftschichten zu erforschen. Die Hauptresultate der meteorologischen Meeresforschung sind in für die Schiffahrt geeigneter Form in den Segelhandbüchern niedergelegt. Vgl. Köppen, Grundlinien der maritimen Meteorologie (Hamb. 1899); Schott, Physische Meereskunde (Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 313-314.
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