Masaryk

[379] Masaryk, Thomas Garrigue, Politiker und Soziolog, geb. 7. März 1850 zu Göding in Mähren, studierte in Wien und Leipzig, habilitierte sich 1879 in Wien für Philosophie und wurde 1882 als Professor an die tschechische Universität nach Prag berufen, an der er noch wirkt. Von 1883–88 redigierte er die von ihm begründete tschechische Zeitschrift »Athenaeum«, ein Organ für wissenschaftliche Kritik in der auch der Kampf gegen die »Königinhofer Handschrift« (s. d.) mit Erfolg geführt wurde. Als Haupt der Realistenpartei wurde M. 1891 mit Hilfe der Jungtschechen in das Abgeordnetenhaus gewählt, zog sich aber nach dem Bruch dieser Koalition 1893 von der aktiven Politik zurück. 1900 stellte er sich an die Spitze der tschechischen Volkspartei, deren Programm in seinen Hauptpunkten: Verständigung mit den Deutschen auf Grund nationaler Gleichberechtigung, Abgrenzung der nationalen Bezirke und obligatorischer Unterricht der deutschen Sprache an den tschechischen Mittelschulen lautete. M. entwickelte eine sehr rege literarische und publizistische Tätigkeit. Seine Hauptwerke in deutscher Sprache sind: »Der Selbstmord als soziale Massenerscheinung der modernen Zivilisation« (Wien 1881); »David Humes Prinzipien der Moral« (das. 1883); »David Humes Skepsis und die Wahrscheinlichkeitsrechnung« (das. 1884); »Versuch einer konkreten Logik« (das. 1886); »Palackys Idee des böhmischen Volkes« (Prag 1898); »Die philosophischen und soziologischen Grundlagen des Marxismus« (Wien 1899); eine Reihe andrer Schriften philosophischen und politischen Inhalts erschienen nur in tschechischer Sprache. Seit 1894 redigiert er die ethisch-soziale Revue »Nase doba« (»Unser Zeitalter«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 379.
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