Mithra

[911] Mithra, ein Sonnen- und Lichtgott der Iranier, wie der Mitra der stammverwandten Inder. An ihn wendet sich ein im Zendavesta erhaltenes Opfergebet, der »Mihiryasht«, worin er teils als Sonnengott geschildert wird, der seinen Sitz auf der Hara Berezaiti (»hoher Berg«) im Osten hat und von dort aus täglich den Menschen das Licht bringt, teils metaphorisch gefaßt erscheint. Von Ostiran verbreitete sich der Mithrakultus während der Herrschaft der Perser über ganz Vorderasien und seit etwa 70 v. Chr. auch über den Okzident. Dargestellt ist erz. B. auf Reliefs im Louvre zu Paris und in Karlsruhe, als Jüngling mit phrygischer Mütze, auf einem niedergeworfenen Ochsen knieend, dem er einen Dolch in den Hals stößt. Die Mythramysterien (Coracica) wurden von den Römern zur Zeit des Frühlingsäquinoktiums in Grotten gefeiert, in deren Innerm Embleme angebracht waren, welche die Konstellationen der Gestirne, die verschiedenen Zonen, die Fixsterne und Planeten, die Zeichen des Tierkreises, die Elemente, den Weg der Seele durch die Sonne und die Planeten etc. andeuten sollten. Aus dem ehemaligen Mithradienst haben sich noch Gebräuche in der armenischen Kirche erhalten. Vgl. Lajard, Recherches sur le culte public et les mystères de M. (Par. 1847–48, 2 Bde.); Windischmann, Mithra (Leipz. 1857); Spiegel, Eranische Altertumskunde, Bd. 2 (das. 1873); Roscher, Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Bd. 2, S. 3028 ff. (das. 1890–97); Gasquet, Essai sur le culte et les mystères de M. (Par. 1898); Cumont, Die Mysterien des M. (deutsch von Gehrich, Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 911.
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