Narses

[427] Narses, Feldherr des Kaisers Justinian I., ein Armenier, Eunuch von kleinem Wuchs und schwachem Körper, aber klug und tatkräftig, kam als Kriegsgefangener in den Palast des Kaisers, schwang sich aber nach und nach zum Aufseher über die Archive, Oberkammerherrn, Privatschatzmeister und Günstling des Kaisers auf. Nachdem er sich schon beim Nika-Aufstand und in dem persischen Krieg ausgezeichnet, wurde er 538 mit 7000 Mann nach Italien gesendet, um Belisar (s. d.) gegen die Ostgoten zu unterstützen und zu überwachen. Er trat gegen diesen aber sehr selbständig auf und wurde, als infolge der Zwistigkeiten beider Mailand verloren ging, 539 vom Kaiser zurückgerufen. Doch schickte ihn dieser 551 aufs neue mit bedeutenden Streitkräften nach Italien, um den Fortschritten des Gotenkönigs Totilas Einhalt zu tun. Er drang durch Venetien in Italien ein, schlug 552 Totilas bei Taginä unweit Gubbio, nahm Spoleto, Narni, Perugia und Rom, besiegte 553 die Goten unter Tejas abermals in einer dreitägigen Schlacht am Laktarischen Berg in Kampanien und 554 die unter Butilin und Leutharis in Italien eingefallenen Alemannen und Franken bei Casilinum, unterwarf seinem Kaiser die ganze Halbinsel und ward hierauf von Justinian zum Statthalter Italiens ernannt. 567 durch Justinus II. dieser Stelle entsetzt, starb er bald darauf in Rom. Der Sage nach soll er aus Rache die Langobarden unter Alboin nach Italien gerufen haben.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 427.
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