Neupommern

[571] Neupommern (bis 1885 Neubritannien, das Birara der Eingebornen), größte Insel des Bismarck-Archipels (s. d., mit Karte »Deutsche Kolonien in der Südsee I«), bildet einen flachgekrümmten Bogen von 440 km Länge und 150 km größter Breite und hat 25,000 qkm Fläche. Die im W. durch die Dampierstraße (s. d.) von der Rookinsel, im NO. durch den St. Georgskanal von Neumecklenburg (s. d.) getrennte Insel ist bisher kaum an den Küsten bekannt, deren Verlauf und durchweg starke Gliederung noch nicht sicher festgestellt wurden. Man trifft vielfach Madreporenkalk; im Innern scheinen vulkanische Gesteine (Andesit, Bimsstein, Obsidian) zu herrschen. Am besten bekannt ist der nordöstliche Teil, in dem sich eine Reihe teils noch tätiger, teils erloschener Vulkane erhebt, so an der Nordküste der Vater (1220 m) mit dem Nordsohn (396 m) und dem Südsohn (914 m) und auf der nur durch eine schmale Landzunge mit dem Rumpfe verbundenen Gazellehalbinsel die Mutter (774 m) mit der Nord- und der Südtochter (598 und 536 m) an der Nordküste und dem Varzin (605 m) in der Mitte. Dämpfe steigen aus diesen Vulkanen noch immer auf, Erderschütterungen sind häufig, ein heftiger Ausbruch fand 1879 statt. Am Westende der Insel erheben sich dicht nebeneinander die Vulkane Below (670 m) und Hunstein (2000 m). Fruchtbare Ebenen verheißen dem Plantagenbau eine gute Zukunft. Die Pflanzenwelt ist äußerst üppig, mächtige Waldungen bedecken die Berge bis zu ihren Spitzen, begünstigt durch die reichen Niederschläge. Von den vielen Flüssen sind mehrere schiffbar. Nachdem schon die Neuguinea-Kompanie den Sitz der Verwaltung 1890 von Kerawara (s. Neulauenburg) nach Herbertshöhe (s. d.) auf der Gazellehalbinsel verlegt hatte, wohnt jetzt ebenda der kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Neuguinea (s. Neuguinea). Handelsstationen besitzen Hernsheim u. Komp., die Deutsche Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee, die Neuguinea-Kompanie, Forsayth etc. Die weiße Bevölkerung besteht (Anfang 1905) aus 262 Personen (60 weibliche). Kokospalmen und Baumwolle werden angepflanzt. Herbertshöhe (s. d.) und Matupi (s. d.) sind die wichtigsten Häfen. In der Blanchebucht zwischen Matupi und Malagunan hat der Norddeutsche Lloyd einen gegen die Passatwinde geschützten Hafen (Simpsonhafen) ausgebaut. Vgl. E. Wolff, Die Durchquerung der Gazellehalbinsel (Berl. 1904). Über die Geschichte von N. s. Bismarck-Archipel.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 571.
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