Pußta

[466] Pußta (spr. pússta, soviel wie Öde), in Ungarn eine weite, baumlose Heide und Viehweide, die zuweilen auch von dürrem Sand- oder fruchtbarem Erdboden unterbrochen wird. Solche verödete Pußtengebiete, die im ungarischen Alföld (Tiefebene) die voneinander weil entfernten Ortschaften umgeben, sind meist infolge der Vernichtung zahlreicher blühender Dörfer und Städte durch die lange Türkenherrschaft entstanden; mit der Zeit wurden sie aber stellenweise urbar gemacht, und diese förmliche Oasen in der öden Ebene bildenden landwirtschaftlichen Niederlassungen nennt man gleichfalls Pußten (jetzt ca. 19,000). Die als Weide dienende Heidestrecke, wo bloß einzelne Ziehbrunnen oder eine Pußtenschenke (Csarda) zu sehen waren, wurde ehedem nur von zahlreichen Herden und deren Hirten (Schweinehirt: Kanász; Hornviehhirt: Csordás, Gulyás; Schafhirt: Juhász; Roßhirt: Csikós, s. Tschikosch) belebt. Mit der Entwickelung der Landwirtschaft und dem Bau der Eisenbahnen im Alföld verschwand jedoch nach und nach die Eintönigkeit der Pußten. Zahlreiche landwirtschaftliche Ansiedelungen mit ihren Wohnhäusern (Tanya), Meierhöfen (Major), Ökonomie- und Stallgebäuden bilden in manchem Stadtterritorium stundenweit sich erstreckende Kolonien mit schönen Villenbauten, Gartenanlagen, Schulen und mitunter auch mit einer Dampfmühle. Über die P. mit ihrer Romantik und ihren Bewohnern lieferte Petöfi anziehende Schilderungen. Vgl. Kerner, Das Pflanzenleben der Donauländer (Innsbr. 1863); Woenig, Die Pußtenflora (Leipz. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 466.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika