Raimondi

[575] Raimondi, 1) Marco Antonio, gewöhnlich Markanton genannt, ital. Kupferstecher, geb. um 1480 in Bologna, gest. vor 1534, erlernte bei Francia daselbst die Goldschmiedekunst und widmete sich dann dem Kupferstich. Für seine Technik entscheidend wurde seit 1505 die Kunst Dürers, von dem er landschaftliche Motive übernahm, und dessen Marienleben und kleine Passion er außer einigen Kupferstichen kopierte. Nach Reisen nach Venedig und Florenz ging er um 1510 nach Rom, wo ihn bald Raffael für die Vervielfältigung seiner Werke in Anspruch nahm. Daneben stach er auch nach Peruzzi. Nach Raffaels Tode beredete ihn Giulio Romano zum Stich von 20 von ihm gezeichneten unzüchtigen Darstellungen, doch ließ der Papst die Platten durch Henkershand zerstören und R. gefänglich einziehen. Bei der Eroberung Roms 1527 verlor er seine Habe und ging nach Bologna zurück,[575] wo seine Spur verschwindet. Durch ihn sind zahlreiche Zeichnungen und Entwürfe Raffaels, die vom Meister entweder gar nicht oder doch sehr verändert ausgeführt wurden, der Nachwelt erhalten worden. Kein andrer Kupferstecher hat den Geist und die Formensprache Raffaels so treu wiedergegeben wie er. Seine Hauptblätter nach Raffael sind: Adam und Eva, Gott befiehlt den Bau der Arche, der bethlehemitische Kindermord, Maria mit dem Leichnam Christi, das Parisurteil. Seine Bedeutung in technischer Hinsicht liegt darin, daß er als erster die spezifisch malerischen Wirkungen seiner Vorlagen wiederzugeben suchte und so zum Vater des Reproduktionsstiches wurde. Vgl. H. Delaborde, Marc-Antoine R. (Par. 1887).

2) Antonio, Erforscher Perus, geb. 1826 in Mailand, gest. 25. Okt. 1890 in San Pedro bei Pacasmayo in Peru, studierte Naturwissenschaften, kam 1850 nach Peru, war 1862–71 Professor der Botanik an der medizinischen Schule in Lima und widmete sich dann der wissenschaftlichen Erforschung des Landes. Von seinem Hauptwerk »El Peru« erschienen 3 Bände (Lima 1874–80), von seiner Generalkarte Perus (1:500,000) die fünf ersten Blätter (1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 575-576.
Lizenz:
Faksimiles:
575 | 576
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika