Sévigné

[386] Sévigné (spr. ßewinjé), Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de, bekannt durch ihre hinterlassenen Briefe, geb. 5. Febr. 1626 in Paris, gest. 18. April 1696 auf Schloß Grignan im Dauphiné, erhielt durch den Abbé de Coulanges eine gelehrte Bildung und glänzte sodann am Hofe Ludwigs XIII., mehr noch durch Geist und Anmut als durch ihre Schönheit. Ihre Ehe mit dem Marquis Henri de S., dem sie einen Sohn, Charles, und eine Tochter, Marguerite, gebar, war keine glückliche, und sie lebte daher von ihrem Gemahl getrennt, sich ausschließlich der Erziehung ihrer Kinder widmend. Alle Bewerbungen um ihre Hand nach ihres Gallen Tode (1651), z. B. eines Conti, Turenne, ihres Cousins Bussy, Fouquets, schlug sie aus. Als ihre Tochter 1671 ihrem Gemahl, dem Grafen von Grignan, Gouverneur der Provence, dahin folgte, begann zwischen[386] Mutter und Tochter jener (nicht für die Öffentlichkeit bestimmte) 25jährige Briefwechsel, der in der literarischen Welt nachmals großes Aufsehen erregt hat. Es offenbaren sich darin ein reines weibliches Gemüt, ein seiner, gebildeter Geist und eine leicht erregbare Phantasie, und ihre Formvollendung erhebt sie zum Muster des Briefstils. Die Briefe der Tochter bilden durch ihre ernste Kälte einen schroffen Kontrast zu denen der Mutter. Die Hauptausgabe der »Lettres« ist die von Monmerqué (Par. 1818–19, 10 Bde.; 1862 ff., 14 Bde.; zuletzt 1887 ff., mit Biographie von Mesnard, Album und Lexikon). Capmas veröffentlichte »Lettres inédites de Madame de S.« (1876, 2 Bde.), Faguet »Lettres choisies« (1889). Übersetzungen ausgewählter Briefe erschienen Brandenburg 1818, 3 Bde., und (von Lotheißen) Stuttgart 1884. Vgl. Walckenaer, Mémoires touchant la vie et les écrits de Madame de S., etc. (Par. 1842–1852, 5 Bde.; Bd. 6 [die Zeit von 1675–80] von Aubenas, 1865); Aubenas, Histoire de Madame de S. (das. 1842); Combes, Madame de S. historien (das. 1885); Boissier, Madame de S. (6. Aufl., das. 1904; deutsch von Seefeld, Berl. 1889); Vallery-Radot, Madame de S. (Par. 1888); Saporta, La famille de Madame de S.en Provence (das. 1889); »Les annales de Madame de S.« (hrsg. von der Comtesse de Massa, das. 1897, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 386-387.
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