Tibaldi

[520] Tibaldi, Pellegrino, ital. Maler und Architekt, geb. 1527 in Bologna, gest. 1597 in Mailand, begab sich 1547 nach Rom, wo er besonders die Werke Michelangelos studierte, und wurde einer der bedeutendsten Architekten und Maler der Spätrenaissance. In Rom schuf er Fresken in San Luigi de' Francesi, in dem 1556 von ihm erbauten Börsensaal zu Ancona unter andern den die Ungeheuer zähmenden Herakles. In Bologna erbaute er die Universität und schmückte sie mit Fresken und malte ein großes Fresko in San Giacomo Maggiore, durch das er sich den Namen eines Michelangelo riformato erwarb. In Mailand erbaute er seit 1569 die Kirche des heil. Fidelis, wurde dann 1570 erster Architekt des Domes, modernisierte als solcher besonders das Innere, legte die Krypte und das Baptisterium an und schuf den Plan für die 1616 begonnene, erst unter Napoleon I. in veränderter Gestalt vollendete Fassade. Ferner erbaute er hier die Rundkirche San Sebastiano (1576) und den erzbischöflichen Palast, in Gravedona die Villa des Kardinals Tolomeo Galli. Auch noch andre Bauten werden ihm zugeschrieben. 1586 ward er von Philipp II. nach Madrid berufen, um an der Ausschmückung des Eskorials mitzuwirken, in dem er besonders das Deckenbild der Bibliothek malte. Zum Marchese von Valsolda ernannt, kehrte der Künstler nach neun Jahren nach Mailand zurück. Vgl. Zanotti, Le pitture di Pellegrino T. (Vened. 1756). – Sein Bruder Domenico, geb. 1532 in Bologna, gest. 1583, erwarb sich ebenfalls als Architekt und Maler einen Namen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 520.
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