Wachstafeln

[285] Wachstafeln (Tabulae, Cerae), Holz- oder Elfenbeintäfelchen, deren eine Seite mit Wachs ausgestrichen war, auf der man schrieb. Indem man mehrere Täfelchen[285] (diptycha, multiplices) zusammenlegte und verschloß, entstand der codex oder caudex (s. Handschrift), der das Vorbild des spätern Buches wurde. Im Altertum vielfach verwendet zu Rechnungen, Konzepten, Schulübungen, selbst zu Briefen und Urkunden, dauerte der Brauch auch im Mittelalter fort, und selbst bis in die Neuzeit läßt er sich nachweisen und wird in der Literatur oft erwähnt. Erhalten sind aus dem Altertum nur wenige, die entweder aus ägyptischen Gräbern oder aus dem Hause des Jucundus in Pompeji oder aus den Siebenbürger Bergwerken stammen. Aus dem Mittelalter sind besonders berühmt die auf W. geschriebenen Rechnungen der französischen Könige Ludwig IX. (1256–57), Philipp III. (1282–86) und Philipp IV. (1301–1308) und aus dem 14. Jahrh. mancherlei Notiz- und Rechnungsbücher aus deutschen Städten. Vgl. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (3. Aufl., Leipz. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 285-286.
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