Wärmemotor von Diesel

[381] Wärmemotor von Diesel, ein Verbrennungsmotor für flüssigen Brennstoff nach Art der übrigen hierfür bestimmten Motoren (s. Petroleumkraftmaschine), der jedoch in einigen Teilen der Arbeitsweise von diesen abweicht. Die Diesel-Motoren haben einfachwirkende Zylinder und arbeiten im Viertakt (s. Gaskraftmaschine). Bei dem ersten Hube des Kolbens (nach der Kurbel hin) wird Luft angesaugt und während des folgenden rückläufigen Hubes so hoch verdichtet, daß die damit verbundene Erhitzung die Entzündungstemperatur des Brennstoffes erheblich überschreitet. In der Totlage des Kolbens beträgt die Verdichtungsspannung 32–35 Atmosphären, der eine Temperatur von 550–600° entspricht. Mit Beginn des zweiten Kolbenvorlaufes erfolgt durch Einblaseluft von noch höherer Spannung die auf einen Teil (bis etwa 1/3) des Kolbenweges andauernde Zuführung des Brennstoffes, der sich im Augenblick des Eintritts in den Zylinder infolge der hohen Verdichtungswärme entzündet und verbrennt. Die Brennstoffzuführung ist so geleitet, daß die Verbrennung allmählich unter annähernd konstantem Druck erfolgt (Gleichdruckmotor, im Gegensatz zum Verpuffungsmotor mit plötzlicher Verbrennung). Nach beendigter Brennstoffzufuhr verläuft der Hub bis zum Ende unter Expansion der Verbrennungsgase, die bei dem folgenden zweiten rückläufigen Hub ausgestoßen werden. Untenstehende Figur gibt ein Bild eines kleinern Diesel-Motors in der allein üblichen stehenden Anordnung.

Diesel-Motor.
Diesel-Motor.

Als Steuerorgane dienen Ventile, die im Zylinderkopf eingebaut sind und von unrunden Scheiben betätigt werden. Die Brennstoffpumpe b entnimmt den Brennstoff einem Vorratsgefäß und fördert ihn nach einem in der Mitte des Zylinderkopfes befindlichen Brennstoffventil. Die Einspritzung in den Zylinder geschieht mit Hilfe eines Zerstäubers durch Preßluft von etwa 60 Atmosphären Spannung aus einem Einblasegefäß, das von der Luftpumpe l gespeist wird. Letztere erhält die Luft vorverdichtet durch ein kleines Überströmventil aus dem Arbeitszylinder, wenn in diesem die Verdichtungsspannung ungefähr 10 Atmosphären überschritten hat. Die Brennstoffpumpe ist von dem Regulator beeinflußt, wodurch die von ihr geförderte Brennstoffmenge nach der Belastung des Motors geregelt wird. Für Zylinder und Zylinderkopf ist, wie bei andern Verbrennungsmotoren, Wasserkühlung erforderlich. Das Anlassen des Motors geschieht unter Benutzung eines Anlaßventils mittels Preßluft, die ebenfalls von der Luftpumpe l erzeugt und in einem Anlaßgefäß aufgespeichert ist. Für größere Leistungen werden die Motoren mehrzylindrig gebaut. Neuerdings hat man für Diesel-Motoren auch das Zweitaktsystem angewandt. Als Brennstoffe werden für Diesel-Motoren benutzt: Petroleum, Braunkohlenrohöl, Paraffinöl, Solaröl etc. Der Petroleumverbrauch beträgt je nach Motorgröße 0,18–0,24 kg für 1 effektive Pferdekraft in 1 Stunde. Der erste betriebsfähige Diesel-Motor ist nach mehrjährigen Versuchen 1897 entstanden. Vgl. Diesel, Theorie und Konstruktion eines rationellen Wärmemotors (Berl. 1893); Güldner, Das Entwerfen und Berechnen der Verbrennungsmotoren (2. Aufl., das. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 381.
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