Wei-hai-wei

[475] Wei-hai-wei, Hafenplatz an einer weit nach O. geöffneten, durch die Insel Liukungtau gegen das Gelbe Meer verengten Bucht an der Nordküste der Halbinsel Schantung (s. d.) in China. Durch Vertrag vom 2. April 1898 wurde W. nebst Umgebung und der Bucht mit ihren Inseln (738 qkm mit etwa 130,000 Einw.) an England auf so lange verpachtet, als Rußland Port Arthur besitzen würde (s. unten). Außerdem hat England in einer Umgebung von etwa 4000 qkm das Recht, Befestigungen und öffentliche Arbeiten vorzunehmen. Chinesische und englische Truppen, auch Kriegsschiffe, haben Zutritt. Die Verwaltung steht unter einem englischen Commissioner neben chinesischen Behörden. Außer chinesischen Schulen besteht eine englische Schule auf Linkung, wo auch ein Seekrankenhaus gebaut wird. Das Gebiet ist eine malerische Felslandschaft (bis 485 m) mit gutem Klima und fruchtbaren, volkreichen Tälern, wo Getreide, Gemüse und wilde Seide gewonnen werden. Die Bewohner treiben außerdem Fischfang. Eingeführt werden Petroleum, Mehl, Baumwolle, Zucker, Holz, Kohle; ausgeführt Erdnüsse und Salzfische. Die Einnahmen betrugen 1906/07: 71,080, die Ausgaben 144,779 Doll. Der Hafen ist zollfrei. Befestigungen sind von englischer Seite nicht vorgenommen worden. Vgl. Bruce-Mitford, The territory of W. (Schanghai 1902). – Der vom Vizekönig Li Hung Tschang um 1886 angelegte Hafen wurde Anfang 1895 von 20,000 Japanern unter Marschall Oyama angegriffen, die Forts 30. Jan. erobert und 7 chinesische Panzerkreuzer, 6 Kanonen-, 11 Torpedoboote etc. 14. Febr. durch japanische Torpedoboote teils zerstört, teils genommen, worauf der chinesische Admiral Ting Selbstmord beging. Die chinesische Besatzung durfte frei abziehen. W. wurde darauf von den Japanern besetzt, 1. Juli 1898 aber den Engländern übergeben, die unterm 2. April den strategisch wichtigen Hafen von China so lange gepachtet hatten, wie die Russen Port Arthur besetzt halten würden; dennoch ist W. heute noch englische Pachtkolonie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 475.
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