Hai

Hai

[311] Hai ist der Name einer Gattung Seefische, zu welcher die gefräßigsten und größten Raubfische gehören.

Sie bringen theils lebendige Junge auf die Welt, theils legen sie Eier, welche fadenförmige Fortsätze haben, mit denen sie sich anschlingen. Der Körper dieser Fische ist walzenförmig; an der Seite haben sie 5–7 Kiemenöffnungen, und ihr weiter Rachen, dessen Oberkiefer über den Unterkiefer vorsteht, ist mit einer großen Anzahl spitzer Zähne versehen. Einige Arten haben Spritzlöcher hinter den Augen, durch welche sie das eingesogene Wasser wieder entfernen. Sie fressen alle todten und lebendigen Thierkörper, deren sie im Meere habhaft werden können. Der gefährlichste Hai ist der Menschenfresser, welcher sich in allen Meeren um Europa findet. Nur in der Ostsee findet man ihn selten. Er ist der oberste der umstehend abgebildeten Haifische. Zuweilen erlangt derselbe eine Länge von 30 F., einen Umfang von 10 F. und ein Gewicht von mehr als 3000 Pf. Er pflegt, zuweilen in Scharen, die Schiffe zu verfolgen, um Alles zu verschlingen, was über Bord geworfen wird. Besonders folgt er den Sklavenschiffen, weil auf diesen viele der unglücklichen Schwarzen sterben und dann ins Meer geworfen werden. Seine runzliche oder vielmehr gekörnte Haut ist oben graubraun, unten weiß. In seinem Rachen hat er mehre Reihen zwei Zoll langer, sehr scharfer und zum Theil [311] beweglicher Zähne. Man fängt die Haifische mit riesigen Angeln, indem man mittels eines großen Angelhakens ein Stück Fleisch an eine Kette und diese an ein Tau befestigt. Nicht allein ist ihr Fleisch genießbar, sondern sie enthalten auch eine Leber, die zuweilen drei Tonnen Thran gibt. Die Haut des Menschenfressers, sowie anderer Arten des Hals, kommt, gewöhnlich unter dem Namen Fischhaut oder Seehundshaut, in den Handel und wird zum Abreiben und Poliren des Holzes, wie zu verschiedenen Täschner- und Futteralarbeiten benutzt. Auch die Fischmagen, welche in China als Leckerbissen verzehrt werden und mit denen daher in dieses Land ein starker Handel getrieben wird, kommen größtentheils von Haifischen. Von sehr auffallender Gestalt ist der Hammerhaifisch. Während nämlich sein Leib mit dem der andern Haifische ganz übereinstimmt, breitet sich sein Kopf zu beiden Seiten zur Gestalt eines unförmlichen Hammers aus. Von demselben ist im Artikel Fische eine Abbildung gegeben worden. An den beiden Enden des hammerförmigen Kopfs stehen die Augen, und unten in der Mitte liegt der Rachen. Der Hammerhai ist ebenfalls sehr gefräßig, findet sich fast in allen Meeren und wird gegen 500 Pfd. schwer. Nicht weniger merkwürdig ist der ebenfalls zum Geschlecht der Haifische gehörige Sägefisch, dessen Schnauze sich schwertförmig verlängert und auf beiden Seiten mit spitzen Knochenstacheln bewaffnet ist, sodaß sie eine Art Säge bildet. Er ist mit dieser oft 4 F. langen Waffe ein gefährlicher Feind des Walfisches, dem er geschickt den Bauch aufzureißen versteht. Der in der Mitte abgebildete Meerengel zeichnet sich durch breite Brustflossen aus und richtet sich im Wasser häufig mit dem Oberkörper empor, wodurch er vielleicht Veranlassung zu den Sagen von Meermenschen gegeben hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 311-312.
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