Yrjö-Koskinen

[824] Yrjö-Koskinen, Zacharias, Freiherr, finnländ. Staatsmann und Historiker, geb. 10. Dez. 1830 in Wasa, gest. 13. Nov. 1903 in Helsingfors, war schwedischer Abstammung und hieß Georg Z. Forsman (s. d.), trat aber schon als Student (1847–53), Gymnasiallehrer (1853–63) und Universitätsprofessor der Geschichte (1863–82) in Wort und Schrift, unter dem Pseudonym Y., eifrig für die Alleinherrschaft der finnischen Sprache im Großfürstentum ein. Seit 1872 im Ständelandtag Führer der Fennomanen (s. d.), wurde er 1882 Mitglied des Finnländischen Senats, wo er 1885 das Kultus- und Unterrichtsdepartement erhielt und sich der russischen Regierung gegenüber oft nachgiebig zeigte. Infolgedessen 1884 als Y. geadelt und 1897 in den Freiherrenstand erhoben, mußte er 1899 seinen Posten niederlegen, weil er für die Promulgation des verfassungswidrigen Februarmanifestes gestimmt und dadurch das Vertrauen vieler Parteigenossen eingebüßt hatte. Doch gelangte er bald zu neuem Ansehen und übte seit 1900, als geheimer Ratgeber der im Senat herrschenden Altfennomanen, auf die Gestaltung der Lage Finnlands (s. d., S. 591 f.) großen Einfluß aus. Seine Arbeiten sind fast alle finnisch und mit antischwedischer Tendenz geschrieben. Genannt seien: »Nachrichten über die Vorzeit des finnischen Stammes« (Helsingf. 1862); »Der Keulenkrieg und Finnlands sozialer Zustand am Schluß des 16. Jahrhunderts« (schwed., 1864–1865, 3 Tle.); »Beiträge zur Geschichte des Nordischen Kriegs« (1865); »Finnische Geschichte« (deutsch, Leipz. 1874); »G. M. Sprengtporten und Finnlands Selbständigkeit« (1870); »Leitende Ideen in der Geschichte der Menschheit« (1879, 2. Aufl. 1901); »Untersuchung über die finnländischen Grundbesitzverhältnisse im Mittelalter« (1881). 1866–80 war Y. Hauptredakteur der »Literarischen Monatsschrift«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 824.
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