Ziu

[966] Ziu (Zio), in der deutschen Mythologie dieselbe Figur wie der indische Dyâus, der griechische Zeus und der römische Jupiter, einst der höchste Gott aller Germanen und als solcher am längsten von den süddeutschen Stämmen verehrt, während die Norddeutschen und die Skandinavier später Wodan (Odin) an die Spitze des Götterstaates stellten und dem Z. (Tyr) nur eine untergeordnetere Stellung ließen. Z. war ursprünglich Himmelsgott, als oberster und mächtigster aller Götter wurde er aber auch bei allen wichtigern Vorkommnissen des Lebens angerufen und gestaltete sich dadurch auch zum Gerichts- und zum Kriegsgott. Daher verglichen ihn die Römer ihrem Mars, und es wurde infolgedessen bei der Verdeutschung der lateinischen Wochentagsnamen der dies Martis durch Ziwes tag (schwäb. noch heute Ziestag, engl. Tuesday, dän. Tirsdag) wiedergegeben. Inschriften deutscher Söldner im römischen Heere bezeugen die Verehrung des Mars thingsus (des dem Thing vorstehenden Z.) und des Mars halamardus (des »männermordenden« Z.). Vgl. Tyr.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 966.
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